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Montag, 9. März 2015

Es wird Frühling

Montag, 09.03.2015 - 08.00 Uhr

Das Rauschen des Verkehrs draußen vor dem Fenster weckt mich. Ja, es ist wieder mal Montag und der Berufsverkehr ist in seiner Lautstärke an seinem Höhepunkt angelangt. Es ist wieder mal ein grauer, diesiger Tag und es scheint auch nicht besser zu werden. Gut für mich, da ich nachher noch einen Termin im Atelier habe. So steckt mir zumindest die Angst vor Licht auf dem Weg dorthin nicht im Nacken.

Gestern hingegen war ein wunderbar sonniger Tag, der meine alten Reflexe wieder wachwerden ließ. Die Sonnenbrille aufgesetzt, bevor ich auf meinen Lieblingsbalkon ging. Im Schatten der sonnenabgewandten Zimmer bleiben. Und meine Sonnenbrille immer griffbereit auf dem Kopf haben.

Es war so mild draußen, dass man ohne Winterjacke einen Spaziergang wagen konnte. Das habe ich dann auch gemacht, mit meiner Tochter und ihrem Freund. Sie sagten die Strecke wäre 5 Kilometer. Das kam mir aber gar nicht so lang vor, schließlich machten wir den Spaziergang in meinem Tempo und die Unterhaltungen waren so zeitvertreibend, dass ich gar nicht bemerkte, wie schnell wir den Spaziergang hinter uns brachten.

Es müssen hunderte von Menschen gewesen sein, die gestern dieselbe Idee hatten, wie wir. Der Park war voll. Aber wem kann man es verübeln. Alle haben lange auf den ersten warmen Frühlingstag gewartet und gestern war er endlich da; an einem Sonntag ohne berufliche Verpflichtungen.

Ich freue mich auf mehr solcher Tage, mit Zeichenblock und Stift im Park.

Samstag, 7. März 2015

Dem Auge geht es gut ... und mir?

Samstag, 07.02.2015 - 06.08 Uhr

Bereits seit 05.00 Uhr bin ich wach. Eine Zeit, die mir früher als fast unmenschlich vorgekommen ist. Um 05.00 Uhr aufstehen? ... eine Quälerei. Aber  seit ich meine beruflichen Termine völlig selbst bestimmen kann, ist ein Wachwerden um 05.00 Uhr zwar nicht normal, aber akzeptabel. 

Anscheinend habe ich genügend geschlafen und stehe auf. Punkt. 

So still wie jetzt im Moment, ist es während der normalen Arbeitstage nur Mitten in der Nacht. Aber jetzt am Samstag ist es draußen so still, dass ich nur ab und zu einen Wagen erahnen kann, der vorbeifährt. Im Haus ist es noch stiller. Nichts ist zu hören. Das Lauteste ist mein Tippen auf der Tastatur und das Rauschen meines Computers. 

Wie immer und jetzt schon aus Gewohnheit, halte ich beide Augen geschlossen und lass meine Gedanken fließen. Draußen, von meinem Lieblingsbalkon aus, ist das einsetzende, morgenliche Vogelkonzert gut zu hören. An so einem Tag, an dem wenige um diese Zeit zur Arbeit fahren und der morgendliche Berufsverkehr ausbleibt, noch besser, als sonst. Dann komme ich mir vor, wie in einem Konzertsaal auf der Tribüne. Ich genieße einfach das kostenlose Konzert der Natur. 

Die vergangene Woche und besonders die letzten Tage waren beruflich für mich sehr erfolgreich. Aber was ist schon erfolgreich?! Erfolgreich im üblichen Sinne war ich vor der Augenerkrankung. Ein Termin nach dem anderen, Ideen wurden aus dem Ärmel geschüttelt, umgesetzt und als erfolgreich abgehakt. Zwar hatte ich keine 40 Stunden Woche, aber mit allen Vor- und Nachbereitungen waren es schon 40 Stunden. Ich liebte diese Arbeit in meinem schnellen Tempo. 

Nun sind für mich schon ein paar Termine in der Woche zufriedenstellend und erfolgreich. Aber ehrlich gesagt ... würde ich auch im Moment mein altes Tempo nicht schaffen. Und will ich das überhaupt noch?  Habe ich nicht (ich gestehe: erzwungenermaßen durch meine Augerkrankung) einen anderen Weg entdeckt ... mit mehr Muße, mit mehr Zeit meinen neuen Rhythmus zu finden? - Nun muss ich es nur noch schaffen, auf diesem neuen Weg genügend Geld zu verdienen, um davon zu leben. 

Wie sage ich doch immer so schön, Problem erkannt, Lösungskonzept erstellt und abarbeiten. Erledigt. 

Ich seufze einmal tief. So aktiv, wie ich das ansonsten angehe, ist es diesmal nicht. Diesmal stoße ich nur an und die Zeit trägt mich dahin, wohin ich soll. Es ist nicht ein aktives surfen, wie ich es sonst empfinde, sondern eher ein sanftes Dahinfließen. Es ist ein schönes Gefühl, getragen zu werden. ich weiß zwar nicht von wem oder was, aber es fühlt sich so an. Und das ist gut so.

Meinem Auge geht es gut. So fühlt es sich auf jeden Fall an. Ich kann keinen Unterschied zwischen dem gesunden und dem kranken finden, wenn ich mich auf beide konzentriere. Und dennoch bleibt die Angst, dass es sich wieder verschlimmern kann. Es mag sicherlich an dem letzten Gespräch in der Uniklinik liegen:"Wir steuern auf die nächste Transplantation zu. Eine Abstoßung der neuen Hornhaut lässt sich nicht aufhalten."

Morgens, so kurz nach dem wach werden, wenn ich emotional noch ungeschützt bin und mein Verdrängungsmechanismus noch nicht eingesetzt hat, überfallen mich die Gedanken an das Gespräch.

Es macht mir einfach Angst, daran zu denken, was auf mich noch zukommt und wie es werden wird. 

Ich versuche, sie zu verdrängen und meinem Galgenhumor Raum zu geben, um mich selbst und meine Angst zu entschärfen.

Der westfälische Ackergaul wird das schon schaffen.


Freitag, 6. März 2015

Morgendliche Angst

Freitag - 06.02.2015 - 09.00 Uhr

Wieder mal ein grauer, Wolken verhangener Tag. Der Berufsverkehr rauscht draußen vorbei, wie Wellen, die an der Brandung aufschlagen und verebben. Der Computer summt leise neben mir und meine Augen sind geschlossen, während ich tippe. Ich atme tief durch und fühle eine Zufriedenheit, hier zu sitzen um diese Uhrzeit, wenn andere sich bereits im Büro oder anderswo abhetzten. 

Ich sitze hier und habe die Zeit, meine Gedanken vorbeiziehen zu lassen, zu überlegen, welche von ihnen ich in den Computer tippe. Da ist nichts von schneller, noch höher, noch weiter, noch billiger.

Meinem Auge geht es morgens nicht so gut. Es ist schwer in Worte zu fassen, was es ist und welche "Beschwerden" ich bemerke. Denn nun, einige Zeit nach dem Aufstehen, fühlt es sich nicht anders an, als mein gesundes Auge ... außer vielleicht, dass ich es geschlossen halte und es feuchter scheint, als mein gesundes. 

Eigentlich wollte ich darüber schreiben und auch über meine Angst, die morgens da ist. Aber nun sitze ich hier und mir fällt nur Positives über mein derzeitiges Leben ein, dass ich gar keine Lust habe, über mein krankes Auge und meine Angst zu schreiben.

Es ist wunderbar hier zu sitzen, sich Zeit zu lassen, die Hektik des Tages draußen am Fenster vorbeirasen zu lassen und zu wissen. Nein, mein Leben ist nicht so stressig. Natürlich muss ich Geld verdienen und natürlich bin ich noch lange nicht so weit, mein Leben wieder allein zu finanzieren, aber ich bin auf dem Weg. 

Seit ich diesen Blog gestartet habe, ist es nun der dritte Anlauf, mir in dieser großen Stadt meinen Platz mit meiner Arbeit zu erobern. Die vorherigen Male, in denen ich startete, waren bereits erfolgreich. Nur musste ich beide wieder abbrechen, da ein Klinikaufenthalt oder die letzte Transplantation und eine lange Zeit der Dunkelheit dazwischen kam. 

Nun ... beim dritten Anlauf, bestätigen sich meine Ideen und Vorstellungen mehr noch, als die vorhergegangenen zwei Male. Das gibt mir eine ungeheure Zufriedenheit und gleichzeitig steigt die Angst davor, dass ich wieder mal alles absagen muss, weil mein Auge es unerträglich macht, durchzustarten.

Morgens sind diese Gedanken am stärksten, verlieren aber im Laufe des Tages ihre Kraft. Ich schiebe sie an die Seite und mache, mache einfach mein Ding. Im Moment sind es jeden Tag eher kleine, unbedeutende Schritte, aber mein Kopf läuft auf Hochtouren. Ideen entstehen, werden ausgearbeitet, verworfen, verändert, wieder durchdacht und dann realisiert. Das alles kann ich in meinem Tempo. 

Ich empfinde es wirklich als Luxus, so wieder einen Weg in mein Leben zu finden. Und ich empfinde unendliche Dankbarkeit meiner Tochter, meinem Sohn, meiner Schwester gegenüber, die mir das ermöglichen.

Donnerstag, 5. März 2015

Trockenes Auge?

Donnerstag - 05.03.2015 - 07.27 Uhr

Ein grauer Morgen. Draußen  ebbt der morgendliche Berufsverkehr ab und es wird wieder ruhiger. Es scheint ein regnerischer Tag zu werden. Für mich nicht so schlecht, denn meine Angst vor Licht sitzt immer noch tief und gerade heute habe ich einiges zu erledigen. Dafür muss ich die Wohnung verlassen. 

Seit zwei Tagen bemerke ich am Morgen mein Auge wieder. Schmerzen sind es nicht. Eher eine Stelle, die sich trocken an fühlt. Gegen die aufsteigende Angst kann ich mich kaum wehren. Ist einfach so, dass ich Angst davor habe, dass der Kreislauf und der Tanz mit meinem "Trio infernale" wieder beginnt.

Mal sehen, wann ich zum Tanz aufgefordert werde.