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Freitag, 6. März 2015

Morgendliche Angst

Freitag - 06.02.2015 - 09.00 Uhr

Wieder mal ein grauer, Wolken verhangener Tag. Der Berufsverkehr rauscht draußen vorbei, wie Wellen, die an der Brandung aufschlagen und verebben. Der Computer summt leise neben mir und meine Augen sind geschlossen, während ich tippe. Ich atme tief durch und fühle eine Zufriedenheit, hier zu sitzen um diese Uhrzeit, wenn andere sich bereits im Büro oder anderswo abhetzten. 

Ich sitze hier und habe die Zeit, meine Gedanken vorbeiziehen zu lassen, zu überlegen, welche von ihnen ich in den Computer tippe. Da ist nichts von schneller, noch höher, noch weiter, noch billiger.

Meinem Auge geht es morgens nicht so gut. Es ist schwer in Worte zu fassen, was es ist und welche "Beschwerden" ich bemerke. Denn nun, einige Zeit nach dem Aufstehen, fühlt es sich nicht anders an, als mein gesundes Auge ... außer vielleicht, dass ich es geschlossen halte und es feuchter scheint, als mein gesundes. 

Eigentlich wollte ich darüber schreiben und auch über meine Angst, die morgens da ist. Aber nun sitze ich hier und mir fällt nur Positives über mein derzeitiges Leben ein, dass ich gar keine Lust habe, über mein krankes Auge und meine Angst zu schreiben.

Es ist wunderbar hier zu sitzen, sich Zeit zu lassen, die Hektik des Tages draußen am Fenster vorbeirasen zu lassen und zu wissen. Nein, mein Leben ist nicht so stressig. Natürlich muss ich Geld verdienen und natürlich bin ich noch lange nicht so weit, mein Leben wieder allein zu finanzieren, aber ich bin auf dem Weg. 

Seit ich diesen Blog gestartet habe, ist es nun der dritte Anlauf, mir in dieser großen Stadt meinen Platz mit meiner Arbeit zu erobern. Die vorherigen Male, in denen ich startete, waren bereits erfolgreich. Nur musste ich beide wieder abbrechen, da ein Klinikaufenthalt oder die letzte Transplantation und eine lange Zeit der Dunkelheit dazwischen kam. 

Nun ... beim dritten Anlauf, bestätigen sich meine Ideen und Vorstellungen mehr noch, als die vorhergegangenen zwei Male. Das gibt mir eine ungeheure Zufriedenheit und gleichzeitig steigt die Angst davor, dass ich wieder mal alles absagen muss, weil mein Auge es unerträglich macht, durchzustarten.

Morgens sind diese Gedanken am stärksten, verlieren aber im Laufe des Tages ihre Kraft. Ich schiebe sie an die Seite und mache, mache einfach mein Ding. Im Moment sind es jeden Tag eher kleine, unbedeutende Schritte, aber mein Kopf läuft auf Hochtouren. Ideen entstehen, werden ausgearbeitet, verworfen, verändert, wieder durchdacht und dann realisiert. Das alles kann ich in meinem Tempo. 

Ich empfinde es wirklich als Luxus, so wieder einen Weg in mein Leben zu finden. Und ich empfinde unendliche Dankbarkeit meiner Tochter, meinem Sohn, meiner Schwester gegenüber, die mir das ermöglichen.

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