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Freitag, 6. November 2015

Doppelbilder

Samstag, 31.10.2015 - 08.34

Mein Fenster ist geöffnet und ab zu kann ich den vorbeifahrenden Verkehr hören. Ich liebe die frühen Stunden an Wochenenden. Alles ist gleich und doch
anders, ruhiger, nicht so gehetzt. Draußen wird Herbst und heute ist der erste kalte Morgen. Es scheint ein sonniger Tag zu werden und doch habe ich auf meinem Lieblingsbalkon seit Wochen keinen Sonnenschirm aufgestellt. Meine Sonnenbrille reicht mir. 

Meinem Auge geht es gut. Keine Schmerzen, keine übermäßige Lichtempfindlichkeit, kein Tränen. Also mein "Trio infernale", das mich so lange begleitet hat, ist nicht mehr an meiner Seite.

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt; ein Leben nach AK und ohne Schmerzen, Lichtempfindlichkeit und tränendem Auge. Der Wunsch, mein altes
Leben wiederzubekommen hat mich so lange getragen, aufrecht gehalten, dass ich nun, da es doch anders ist, ein wenig enttäuscht bin. 

Ich kann nicht mehr perspektivisch sehen. Aus diesem Grund muß ich langsamer laufen, um Bodenunebenheiten nicht zu übersehen. Ansonsten stolpere ich und falle. Alles muß ich eigentlich langsamer machen, um mich davon zu überzeugen, wie weit weg es ist, um zu greifen. 

Wenn ich z.B. Motten im Flug fangen will, klappt das nicht. Ich sehe sie fliegen, weiß aber nicht, wie weit weg sie von mir ist. Es sieht nahe aus, ist aber manchmal 20cm weiter weg. So klatsche ich manchmal wie wild in der Luft rum, um sie zu erwischen .. weiß aber, das sieht total lächerlich aus, wenn ich so in der Luft klatsche und viel zu weit weg bin von der Motte. 

Das ist nur eine Kleinigkeit, das mit der Motte ... aber es umschreibt so ungefähr, wie es ist ... nicht mehr perspektivisch sehen zu können.

Andererseits sage ich mir:"Du kannst nicht wieder da anfangen, wo Dir alles vor drei Jahren aus den Händen geglitten ist." - A hat mich verändert und meine engsten Familienangehörigen auch.

Im Moment geht es mir sehr gut. Mittlerweile trage ich die dritte Verbandskontaklinse, die das komplette Auge bedeckt. Ich habe keine Schmerzen, bin normal lichtempfindlich und das komische ist, die Linse
klärt sich auf. Das bedeutet; schließe ich das gesunde Auge, kann ich mit
dem kranken Auge nicht nur helle und dunkle Flecken erkennen, sondern sogar Gegenstände oder Personen. 

Mein Arzt meinte beim letzten Besuch in der Uniklinik, "die Zellen würden sich spreizen" ... was immer das auch heißen mag. Die Abstoßung ist im Gange und kann auch nicht aufgehalten werden. Das sieht der Arzt an den Wasserbläschen. Nur ... wiegesagt, die Zellen der Hornhaut spreizen sich, wie ein Briefträger, dessen Gebiet sich vergrößert hat. Er strengt sich ja auch an, um das komplette Gebiet versorgen zu können. 

Nun gut ... die Abstoßung läuft. Aber ich merke nichts davon und bin zufrieden.

Nur, da ich jetzt mit dem kranken Auge ein wenig mehr sehen kann als nur helle und dunkle Flecken, versucht mein Verstand diese beiden Bilder wieder übereinander zu legen, also ein dreidimensionales Bild zu produzieren.

Tja, das klappt nicht. Mein krankes Auge hat so lange nichts gesehen, dass der Mittelpunkt, in dem sich beide Bilder (vom linken und rechten Auge treffen) sich verschoben hat und auch durch die Transplantation wurde das unterstützt. 

So ungefähr sehe ich manchmal. Natürlich ist das zweite, verschobene Bild nicht so klar, da mir ja die Linse für eine Scharfeinstellung fehlt. In Stresssituationen verdeckt dieses unscharfte zweite Bild mein klares Bild und das macht dann richtig Stress.


Also wenn ich nun die Augen öffne, sehe z.B. den Computerbildschirm aber gleichzeitig ein helles verschobenes Bild ... das nun stört. Ist schon leicht irritierend, zwei Bilder zu "sehen". Es fällt mir eigentlich nicht auf ... nur
wenn ich Stress habe. Und gerade den habe ich im Moment beruflich .

Aber was ist schon Doppelsehen gehen mein "Trio infernale". Nichts, Pinats ... nothing, nada ... Anstellerei. 

Also ... Stell Dich nicht so an und mach weiter.           

 



Dienstag, 8. September 2015

3. Jahrestag - alles gut?

Dienstag - 08.09.2015 - 06.03 

Heute morgen wurde ich schon um 05.30 wach. Keine Ahnung warum, aber anscheinend reichen mir heute knapp 6 Stunden Schlaf. Draußen dämmert es schon und die Stadt wird langsam wach. Um 10.00 Uhr habe ich Schule, Kunstunterricht. Also habe ich heute morgen richtig viel Zeit wach zu werden. 

Manchmal ist es nicht so gut, wenn ich so viel Zeit habe nachzudenken. Meine Gedanken gehen zu Geburtstagskindern in meinem Freundes- und Familienkreis und hüpfen dann aber ganz schnell zum 12.09.2012. Das ist der Geburtstag meiner Schwester und der Tag, an dem ich zur Uniklinik kam. 

An diesem Tag begann meine AK Geschichte und ich zu zählen, wann es vorbei ist. 

Wieder mal sitze ich mit geschlossenen Augen vor dem Computer und tippe, halte inne und suche nach den richtigen Worten, muss aufpassen dass kein Sturm von Bildern in meinem Kopf beginnt und stelle fest, da ist dann plötzlich dieses Loch. Ein Loch völlig ohne Erinnerung und Gedanken an das Vergangene. Wieder mal Verdrängung? Das wird wohl so sein und es steht immer mehr für mich fest, ich muß etwas tun. Denn mit den Erinnerungen an die schlimmste Zeit meines Lebens gehen auch alle anderen Erinnerungen an diese Zeit verloren. Sei es das Umsorgen meiner Tochter, die Besuche meiner Schwester, die schönen Momente, die es auch gab. Und das Gefühl .... aus dem Koma erwacht zu sein ... würde sich verstärken. Nein, ich muß etwas tun. Die Zeit ist einfach zu schade, um sie komplett zu verdrängen.

In der letzten Woche war ich zur Routineuntersuchung, um prüfen zu lassen, ob meine Verbandskontaktlinse noch richtig sitzt, wie weit die Abstoßung vorangegangen ist, was die Seefähigkeit macht u.a. 

Meine Tochter und ich waren völlig überrascht, dass sich das Transplantat anscheinend klärt ... also die Trübung zurückgeht. Es wäre alles in Ordnung und ich könnte so weitermachen, wie bisher. Zur Zeit gebe ich nur einmal am Tag ISOPTO MAX als Creme abends in Auge und dann noch ab und zu in der Woche ... FLOXAL tropfen. Der Oberarzt hat sein OK dazu gegeben. 

Eine weitere gute Nachricht auf einem Nebenschauplatz ist mein gesundes Auge. Bisher hat sich Sehfähigkeit seit ich 12 war, jedes Jahr verschlechtert. Mittlerweile war ich bei - 5, 25 angekommen. Nun stellte ich die letzten Wochen fest, dass ich trotz Brille auf diesem Auge schlecht sehen konnte und war darauf eingestellt, dass meine Sehfähigkeit wieder schlechter geworden war. 

Aber dem ist nicht so. In der Uniklinik wurde -4,25 gemessen. Kaum zu fassen. Irgendetwas muss ich richtig gemacht haben. Auf meinem AK Auge bin ich immer noch blind. Das bedeutet, ich sehe nur schemenhafte Flächen von hell und dunkel. Mehr nicht.

Mittlerweile schiele ich anscheinend mit dem kranken Auge auch. Na ja, alles ist besser, als Schmerzen und  diese unerträglich Lichtempfindlichkeit, die mich so lange begleitet haben. 

Meine Gedanken gehen zurück zum Anfang von AK und meinem Willen, mir mein Leben zurückzuholen.

Ich hatte gehofft, die Krankheit hinter mir zu lassen und da wieder zu beginnen, wo ich aufgehört hatte. Aber das ist glaube ich ... unmöglich. AK verändert einen Menschen so sehr, dass alles was danach kommt, auch anders sein wird.

Samstag, 22. August 2015

Verdrängung

Samstag 22.08.2015 - 08.10 

Draußen startet wieder einmal ein wunderbarer Sommertag. Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne klettert langsam hinter den Tannen hinauf. Auf meinem hinteren Lieblingsbalkon,  auf dem natürlich schon mein Sonnenschirm aufgespannt ist, ist es so herrlich ruhig. Nur ein leises Rauschen vom städtischen Verkehr ist zu hören, aber ansonsten ist es einfach ruhig um diese Zeit. 

Das sind Momente, in denen ich mein Leben wirklich genieße und einfach glücklich bin. "Was will ich mehr?" Ich habe keine Schmerzen, die Lichtempfindlichkeit ist leicht zu handhaben, beruflich bin ich auf dem Weg 
und Normalität kehrt langsam zurück. 

Gestern frug mich jemand, wie es mir gehen würde. "Och, eigentlich richtig gut. Die Schule hat begonnen, im Atelier kommen die Schüler langsam aus den Sommerferien zurück und alles andere läuft seinen Weg." "Und wie geht's ihrem Auge?" "Dem geht's auch gut, keine Schmerzen, keine  Lichtempfindlichkeit. Nur das ich sicher sein kann, dass irgendwann eine erneute Operation erfolgt, weil die Abstoßung der Hornhaut nicht mehr aufzuhalten ist."

Fast in einem Nebensatz erwähnte ich nur noch die Abstoßung der Hornhaut und wechselte ganz schnell das Thema. Mein Gegenüber schaute sehr erschrocken und ich bemerkte, dass es eine gewisse Sprachlosigkeit auslöste. 

Die Hornhautabstoßung in einem Nebensatz fast beiläufig bemerkt ... ja, das habe ich und muss die ganze Zeit daran denken, wie beiläufig ich das getan habe.

Für mich ist das kein Zeichen dafür, dass ich nun alles hinter mir habe, sondern eher, ein Zeichen meiner Verdrängungskunst. 

Es scheint mir, als säße ich im Flur der Uniklinik, warte auf eine erneute Transplantation und baue mir ... so ganz nebenbei .... ein neues Leben auf. Wie absurd dieser Gedanke und dennoch trifft er genau meine Gefühle. - Für mein Leben brauche ich Optimismus, Ausdauer, Kraft, Zuversicht und Überzeugungskraft.

Wie kann ich das schaffen, wenn ich auch nur im Ansatz meine Angst vor dem Kommenden in meinen Kopf zulasse; meine Angst vor der dritten Transplantation, den eventuellen Schmerzen und einem eventuellen Scheitern meiner bisherigen, manchmal so schweren Existenzarbeit? 

Der Mensch ist ein komisches Tier. Im Moment macht mein Unterbewusstsein genau das, was ich zum "Überleben" benötigen ... Verdrängen. 


Sonntag, 16. August 2015

Unmenschliche Ärzte

... manchen ist ihr Ego wichtiger, als der Patient

Sonntag - 16.08.2015 - 08.35

Zwar könnte ich heute ausschlafen, aber bereits um 06.30 war ich war. - Keine Ahnung warum, aber da ich die morgendliche Ruhe mitten in der Stadt sehr mag, stand ich auf. Draußen sind nur noch 18 Grad. Ein Glück. Die letzten Tage waren es immer so um oder sogar weit über 30 Grad. - ich wusste gar nicht, wie schnell ich schwitzen sollte, um es kühler zu bekommen.

Heute morgen ist das anders. Der Himmel ist bedeckt, an meinen Balkonpflanzen kann ich sehen, dass es vor kurzem erst geregnet hat und es ist ... wie gesagt ... angenehm kühl.

Wiedermal sitze ich mit geschlossenen Augen vor dem Computer und versuche meine Gedanken in Sätze zu formen.

Meine Augen sind geschlossen, nicht weil mein "Trio infernale" wieder da ist, sondern mein Auge morgens nach dem Aufstehen, einfach geschlossen bleiben will. Es dauert mindestens eine Stunde, bevor es sich schickt, sich zu öffnen. - Im Moment genieße ich es, die Augen geschlossen zu halten. Es hat etwas vertrautes, etwas das ich kenne. 

Im Moment kreisen meine Gedanken um ein junges Mädchen, deren Eltern mir schrieben. - Sie beschrieben die Behandlungsweise, die ihrer Tochter von einem Professor, der sich mit AK gut auskennt. Das mag ja wohl sein, denn sonst wäre er nicht Professor geworden. Aber menschlich scheint er eine absolute Null zu sein.

Um sicher festzustellen, dass ein Auge von AK befallen ist und nicht etwas anderes vorliegt, können Ärzte auch eine Abschabung der betroffenen Hornhaut machen. An dieser Stelle erwähne ich nur, dass es Mitten auf der Hornhaut ist. Diese Abschabung wird nur mit örtlicher Betäubung gemacht, sonst nichts. Dieses junge Mädchen hat die Abschabung in kürzester Zeit bereits drei mal über sich ergehen lassen müssen. - Ein Wunder, dass sie sich von diesem Professor nicht mehr behandeln lassen möchte?!

Da dieses junge Mädchen, für mich durchaus nachvollziehbar, Angst vor der Behandlung hatte, zuckte sie zurück, beziehungsweise reagierte. Der Professor wies an, dass ihr Kopf von den Assistenzärzten festgehalten werden sollte. - Als das auch nicht klappte, verließ er wütend den Raum. Der Patient wisse doch, wie ungeduldig er wäre.

Solch einem Arzt sollte man verbieten, Menschen zu behandeln. 






Es ist so wichtig, dass man sich als AK Patient gut bei seinem behandelnden Arzt aufgehoben  und sicher fühlt. - Wie unfähig ist dieser Mann.

Ich schlage vor, alle Ärzte bekommen Tropfen, die ähnliche oder dieselben Symptome hervorrufen, die
AK verursacht. Sagen wir mal .... für eine Woche. Es würde sicherlich einiges an der Behandlungsmethode verschiedener Ärzte verändern.

Sagt man nicht, ein kranker Arzt (bzw. ein Arzt, der selbst schon mal schwer krank war) ist der beste Arzt?


Dienstag, 4. August 2015

Warteschleife

 ... oder das Leben mit der Hornhautabstoßung

Montag, 03.08.3015 - 09.00 

Der Sommer ist zurück und ein strahlend blauer Himmel mit praller Sonne erwartete mich vorhin auf meinem Lieblingsbalkon. Noch immer ist meine Sonnenbrille mein treuer Begleiter und ich wage es nicht, ohne ... den Balkon zu betreten oder auch das Haus zu verlassen. Meine Sonnenbrille ist immer dabei, auf meinem Kopf, wie ein Stirnband, dass die Haare zurückhält. 

Dies ist der erste Sommer nach drei Jahren, in dem ich mich nicht vor der Sonne versteckte. Das ist so unfassbar für mich, dass ich die sommerliche Stimmung draußen auf der Straße, im Park und überhaupt aufsauge, wie ein Schwamm. Immer dabei ist die Angst, dass es ganz schnell wieder vorbei sein kann. 

Eigentlich will ich über meine Angst nicht schreiben, will einfach mein Leben wieder auf die Reihe bekommen und an einem normalen Alltag stricken. Aber sie holt mich ein, diese Angst. Ich hätte nie gedacht, dass sie so präsent ist im Unterbewußtsein. 

Meine Psyche hat es bisher geschafft, vieles einfach auszublenden. So kann ich mich z.B. nicht mehr an die drei Wochen Klinikaufenthalt erinnern, als es im Oktober letzten Jahres so dramatisch wurde und ich beinahe mein Auge verloren hätte. Fast alles ist ausgeblendet; die Schmerzen, das Morphium, die Zeit vor der Operation oder besonders nach der Operation. Ich kann mich auch noch kaum daran erinnern, welche Medikamente ich bekam. Und das betrifft sogar die Medikamente, die ich auswenig runterrappeln konnte und die so lange mein Begleiter waren. Einfach ausgeblendet. 

Im Moment nehme ich Floxal Tropfen, um eine eventuelle Infektion unter der Verbandskontaktlinse zu verhindern und für die Nacht Isopto-Max Creme. kein Brolene mehr!! Das nehme ich übrigens aus eigenem Antrieb seit Januar oder Februar nicht mehr. 

Beim letzten Verbandskontaktlinsenwechsel in der letzten Woche sagte meine Ärztin, das wäre ok und man dürfte davon ausgehen, dass  die Akanthamöben verschwunden sind. toi, toi, toi. - Ich klopfe auf Holz, denn so richtig glauben mag ich es nicht. 

Ganz langsam und manchmal auch mit großen Schritten kommt ein neuer Alltag in mein Leben. Während der letzten drei Jahre hat mich der Gedanke an diesen normalen Alltag, den ich ja irgendwann wieder haben werde, aufrecht erhalten. - Nur ist es völlig anders, als ich erwartet habe.

Mein Auge ist noch nicht gesund. Nach der zweiten Hornhauttransplantation im Oktober 2014 wird auch diese abgestoßen. Wie schnell, weiß ich nicht. Aber sie wird abgestoßen. Die Ärzte versuchen durch die Verbandslinse und Medikamente die Abstoßung so lang aufzuhalten, wie es möglich ist, bis ... sich mein Auge von der letzten OP erholt hat.

Erst dann wird eine geeignete Hornhaut gesucht und in einer OP transplantiert. Wenn ich Glück habe, wird mir gleichzeitig eine neue Kunstlinse eingesetzt. Ja und dann ... dann kann ich vielleicht auf dem kranken Auge wieder etwas sehen.




Mittwoch, 3. Juni 2015

Alles wieder gut ...

... fragt sich nur, wie lange?

Mittwoch - 03. Juni 2015 - 09.00 Uhr

Ein für Juni etwas zu kalter Tag kündigt sich an. Die gemalten Wolken haben sich verzogen und die Sonne bereitet einen wunderbaren Tag vor. Mein Sonnenschirm ist aufgespannt und richtet sich nach dem Wind und nicht nach dem Sonnenstand. Leider ... aber was soll's?!!

Jetzt ist in mein Leben wieder mal die Normalität eingekehrt. Nach dem abendlichen Besuch auf der Notfallstation der Universitätsklinik war ich noch zweimal dort, um die Verbandskontaktlinse anpassen  und das Auge kontrollieren zu lassen. - Nach einigen Versuchen mit normal großen Kontaktlinsen war es die größte Linse, die mir Linderung verschaffte.

Erst nach ein paar Tagen schaffte ich es, mir mein Auge im Spiegel anzuschauen und zu erraten, wie groß diese Verbandslinse ist. - Sie bedeckt das komplette Auge. Größer geht einfach nicht.

Die Rötungen sind ganz langsam zurückgegangen. Und wenn ich schreibe ... ganz langsam, dann ist das nur jeden Tag ein Hauch von Besserung gewesen, der kaum bemerkbar war. 

Nun brauche ich nur noch 1 x täglich FLOXAL zu tropfen (ist gegen eventuelle Infektionen, die sich unter der Kontaktlinse bilden können), jeden Abend 1 x ISOPTO MAX und 1 x Brolene.

Alles eigentlich wunderbar ... aber irgendwie versuche ich im Moment alles was das Auge betrifft zu verdrängen. Ich will unbedingt wieder einen normalen Alltag, in dem ich meiner Aufgabe nachgehen kann, mich vor anderen Sachen fürchte, als vor einer aufflammenden Augeninfektion. 

Leider konzentrieren sich nun aber meine Ängste auf die Nacht. Kurz vor dem Einschlafen steigen sie in mir auf, ohne dass ich sagen könnte, wovor ich Angst habe. Sie schleicht sich in meine Seele, steigert sich und
formt sich zu einer riesigen Mauer, durch die ich hindurch muss, um einschlafen zu können. 

Meinem Auge geht es gut, das Ödem auf der Hornhaut hat sich zurückgebildet und mein Tag wird nicht mehr ausschließlich von Sorge und Gedanken an mein Auge bestimmt. 

Dafür aber schnüren mir Ängste meine Seele ein und fordern, beachtet zu werden.

Ist durchgestandenes Leid ein Trauma? 

Mir sagte einmal ein Arzt, der Körper weiß ganz genau, wann er krank werden kann. - Weiß meine Seele auch, wann sie krank werden darf?


Montag, 18. Mai 2015

In der Nacht zur Universitätsklink ...

 ... wieder einmal. Unebene, wunde Oberfläche der Hornhaut.




Montag - 18.05.2015 - 10.55

Es fällt mir schwer, hier wieder mal etwas zu schreiben, aber es ist dennoch wichtig für mich. Manchmal ist es einfach im Leben so, dass das Wichtige nicht immer leicht fällt. Also dann werde ich mal beginnen, so ungern ich es heute tue und so schwer es mir auch fällt, ehrliche Worte zu finden, ohne die Sache zu beschönigen.

Am Samstag in der Nacht fuhr ich mit meiner Tochter in die Universitäts-Augenklinik. Die morgendliche Lichtempfindlichkeit, die ich bereits nach dem Aufstehen bemerkt hatte und das leicht Gerötete, hatte sich verstärkt. Mein Auge brannte und das Weiße im Auge, dass für mich nach so lange Zeit wieder normal war, war feuerrot. Ich selbst hatte das gar nicht bemerkt, sondern mein Sohn. 

Also machten wir uns um 0.30 Uhr auf zur Universitätsklinik. Die Schmerzen waren erträglich und ehrlich gesagt, hätte ich sie gar nicht als Schmerzen bezeichnet Aber das mag daran liegen, dass ich bereits Schmerzen hatte, die in der Skala von 1 - 10, bei einer 12 lagen. Also war das Brennen des Auges kein Schmerz mehr für mich. Nur dass es feuerrot war, macht mir große Sorgen. 

Obwohl der Universitätsflur leer war und wir als einzige dort warteten, mussten wir noch einige Zeit ausharren. Ich fühlte mich wie gelähmt. Gedanken waren eingefroren und mir liefen nur die Tränen die Wangen herunter und wollten nicht stoppen. Es war, als würde wieder eine Welt zusammenbrechen. Wieder am Boden liegen? Und dannach wieder aufstehen? Das schaffe ich nicht mehr! - Das war das Einzige, an was ich denken konnte. 

Wenn ich noch nicht sicher war, dass AK auch die Psyche angreift, so war ich es in diesem Moment, auf dem Flur mitten in der Nacht in der Uniklinik. Es fühlte sich an, als wäre alle Kraft aus mir gewichen und ich wäre ein zerflossenes Häufchen Elend am Boden, dass niemals mehr die Kraft haben würde, aufzustehen. 

Als wir aufgerufen wurden und der Assistenzarzt meine Auge begutachtete (glücklicherweise kannte ich  ihn ... aber welchen Arzt in der Uniklinik kenne ich nicht?) meinte er nach einer ausführlichen Untersuchung. Er sei sich nicht sicher, ob die Schmerzen vom Inneren des Auges käme oder von der unebenen Oberfläche der Hornhaut.  Und eine Rötung des Auges würde immer auf eine Infektion hinweisen. - Mal wieder sinngemäß ein Arzt der sagt, - Ich habe keine Ahnung.

Er betäubte mein Auge mit diesen Wundertropfen, die ich immer so geliebt habe und von denen ich mir Literweise was zu Weihnachten gewünscht hätte ... aber nie bekam. "Kommen Sie morgen früh bitte wieder, da ist ihr zuständiger Oberarzt im Haus. Er wird dann noch einmal einen Blick auf's Auge werfen und genauer sagen können, wieso, weshalb, warum."

01.30 waren wir wieder zu hause. Meine Tochter und ich ... eigentlich mehr ich ... waren aufgelöst, leer und müde. Ich bewundere meine Tochter und weiß nicht, woher sie die Kraft nimmt, mir immer so optimistisch zur Seite zu stehen. Es ist nur bewundernswert für mich und ich denke mit großer Dankbarkeit an sie. 

Morgens, nach schlecht geschlafenen 5 Stunden ging es wieder zur Universitätsklinik. Mein Oberarzt meinte, die Rötung und die Schmerzen kommen von der unebenen, leicht wunden Oberfläche der Hornhaut. 

Bereits im Februar hatte er uns angekündigt, dass das passieren würde und in dem Fall .. eine Verbandskontaktlinse angesprochen.

Tja und gestern ... Sonntag, war es dann soweit. Ich bekam diese Verbandskontaktlinse, die bis heute Morgen den Zustand des Auges stabilisiert hat und es sogar geschafft hat, dass die Rötung des Auges zurückging. 

Ich soll 1 x am Tag Floxan und 1 x am Tag ein pupillenerweiterndes Mittel benutzen. Das Floxan soll verhindern, dass sich eine Infektion unter der Verbandskontaktlinse bildet ... kenne ich ja und muss es nicht noch einmal haben. Also mal wieder fleißig tropfen, wenn auch nur jeweils 1 x am Tag.

Heute Mittag um 15.00 Uhr steht der nächste Termin auf der Tagesordnung. Ich muss zur Kontaktlinsenabteilung der Universitätsklinik. - Sicherlich, um die Kontaktlinse und ihren Sitz zu kontrollieren.

Das ist gut, denn sie sitzt nicht optimal. Immer habe ich das Gefühl, sie gleich zu verlieren. Als würde sie hin- und herrutschen. Aber das wird sicherlich heute Nachmittag abgestellt. Und dann? Verharren in der Angst, wann wieder eine Rötung und Brennen auftritt, weitermachen, wie bisher ... oder sich in der Wohnung verstecken und einfach warten, auf das, was da kommt. 

Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nehmen soll. Und dennoch wird es so oder so einfach weitergehen, mein Leben.



Samstag, 16. Mai 2015

33 Monate seit den ersten Symptomen ...

... und es ist noch nicht vorbei

Samstag, 16.05.2015 - 10.42

Schon seit dem Aufwachen überlege ich, hier zu schreiben, aber alles in mir wehrt sich dagegen. Es ist ein nicht so sonniger Tag, wie die vergangenen und Hochnebel mildert das Licht. Dennoch ist es wie immer. Mein Sonnenschirm auf meinem Lieblingsbalkon aufgespannt. (wie schön ich wieder ablenken kann!)

Seit über einem Jahr habe ich hier geschrieben, wie es mir geht, was ich tropfe, welche Hoffnungen ich habe. Seit meinem letzten Eintrag sind schon ein paar Wochen vergangen und eigentlich will ich gar nicht mehr etwas schreiben.

Ich will einfach nur, das fast normale Leben wieder genießen. Alles andere verdränge ich. Ist mir das zu verübeln? Ein wenig Normalität, ohne Schmerzen, ohne dem Verstecken vor Licht? 33 Monate nach dem Auftreten erster Beschwerden, 7 Monate nach meiner zweiten Transplantation. Irgendwann muss doch mal genug sein?!!

Ok ... ich nehme Anlauf. Mein Auge macht sich wieder bemerkbar. Es sind ein paar rote Äderchen im Weißen des Auges zu sehen. Aber das fällt nur auf, wenn man nahe vor den Spiegel geht. Viel schlimmer finde ich, dass mein Auge wieder auf Licht reagiert, schmerzhaft reagiert. 

Kopflastig - 5.2015

Ich bemerkte heute morgen ein Ziehen, als ich mit einer ersten Tasse Kaffee auf meinen Lieblingsbalkon ging; obwohl ich die Sonnenbrille auf hatte. 

Natürlich habe ich es noch ein paar mal getestet und meinen Kopf extra hellen Stellen am Himmel zugewandt. - Ja, es reagiert mit einem Ziehen links unten, vielleicht sogar tief im Innern. So genau kann ich das nicht lokalisieren. 

Meine Stimmung schwankt von Panik bis zu ermattender Resignation. 


Vor ein paar Tagen, es kann auch eine Woche sein, bemerkte ich auch ein wundes Gefühl im Auge. Ich schob es auf die Bläschen, die ... so mein Arzt ... platzen würden, da ja die Abstoßung der neuen Hornhaut in vollem Gange war. Mit dieser Information im Kopf schob ich das Gefühl beiseite und achtete ganz besonders auf Isopto-Max abends vor dem Schlafen gehen und siehe da ... das
Gefühl des wund Seins verschwand. 

Und nun heute morgen das. Es ist einfach nur zum Kotzen. Geht alles wieder von vorne los? Geht es doch Richtung: das Auge entfernen? - 33 Monate und ich glaubte, ein Ende sei in Sicht. 


Lichtspiele
Obwohl ich es genieße, im Atelier zu sein und es mein Lebenselixier ist, 
spürte ich schon, dass es auch ein Weglaufen sein könnte. 
Nur zuordnen konnte ich es nicht.  

Wußte meine Seele vor meinem Bewußtsein, dass etwas in die verkehrte Richtung geht?
 
Ich glaube, deshalb bin ich seit mehr als einer Woche auch ständig im Atelier, ohne einen Termin zu haben. Ich beschäftige mich mit Drucktechniken und drucke wie eine Wahnsinnige; in grellen Farben und  
einen nach dem anderen.

Blumentanz I


Am Donnerstag habe ich einen Untersuchungstermin in der Universitätsklinik.

Ich will da nicht hin. Ich will nicht hören, was sie mir zu sagen haben, ich will nicht mehr die schmerzhaften Untersuchungen. 

Ich will einfach nur ... normal leben. 



Donnerstag, 16. April 2015

Morgens ist mein Auge zu ...

... und öffnet sich erst nach einer Stunde

Donnerstag - 16,04.2015 - 08.00 Uhr

Wieder einmal beginnt ein wunderbar sonniger Tag. Draußen auf meinem Lieblingsbalkon scheint alles noch so ruhig. Oder es ist schon wieder ruhig, denn schließlich ist es ein ganz normaler Arbeitstag. Aber in den Gärten, die sich an den hinteren Teil des Hauses anschließen, ist es ruhig. Vorne hingegen tobt natürlich das Leben. 

Autos rauschen in Massen vorbei, schwatzende Fußgänger sind in Eile, Straßenarbeiter stehen in Gruppen, um dem einen, der arbeitet, zu zusehen, Frauen schieben gehetzt ihren Kinderwagen vor sich her und Schulkinder rennen, um den nächsten Bus zur Schule noch zu bekommen. Diesen Kontrast liebe ich. Und ich habe den Luxus, mir aussuchen zu können, was mir mehr liegt; die geschäftige Eile oder das ruhige, sonnige Wachwerden.

Wie immer halte ich meine Augen geschlossen, wenn ich nun tippe. Es hilft mir, meine Gedanken zu ordnen und in die Tastatur fließen zu lassen.

Natürlich ist es auch eine Gewohnheit, die aus der langen Zeit der Dunkelheit resultiert. Aber so eine Gewohnheit muss ja nicht direkt schlecht sein, nur weil sie aus einer .... sagen wir mal ... nicht so guten Zeit übrig geblieben ist.

Meinem Auge geht es gut. Ich habe keine Schmerzen und auch sonst keine Symptome. Sehen kann ich mit dem AK Auge natürlich nicht. Es ist blind.

Was mich ein wenig stört, abgesehen von dem eingeschränkten Sehfeld, dass mich so langsam hat werden lassen, ist, dass ich morgens mein krankes Auge immer geschlossen halte. So auch jetzt, wenn ich den Text kontrollieren möchte. Es tränt morgens ein wenig mehr, als das andere und im ersten Moment, kurz nach dem Aufwachen, denke ich ... oh, oh, geht es schon wieder los?!

Ich verstehe nicht, warum das Auge so reagiert. Ich habe es schließlich 8 Stunden geschlossen gehalten und es konnte sich ausruhen. Aber gerade morgens halte ich es geschlossen. 

Ich hasse es, so wie jetzt ... in mich zu hören, um festzustellen, was mit dem Auge ist. Nun bilde ich mir doch tatsächlich ein, dass es ein wenig brennt. Brennt es nun wirklich oder bilde ich mir das ein? - Glücklicherweise ist dieser Zustand in ungefähr einer Stunde vorbei. Ich bin in meinem Alltag und das Auge öffnet sich, ganz ohne dass ich es bewusst machen muss.

Mir geht es gut! Was will ich denn noch mehr?!

Samstag, 11. April 2015

Das Ende einer ersten Arbeitswoche ...

... nach so langer Zeit

Freitag, 10.04.2015 - 23.03

Eine lange, anstrengende, sonnige und tolle Woche liegt hinter mir. Es ist Freitag Abend und ich laß die Woche Revue passieren. Am Dienstag startete meine Arbeitswoche morgens um 06.30 und endete um 17.30 Uhr. Drei Tage hintereinander und die zwei folgenden Tage auch noch Abends von 19.30 bis 21.00 Uhr.

Was hatte ich Angst davor!! Wie würde es sein, mit meinem blinden Auge? Würde alles so klappen, wie ich es hoffte? Würde ich die Anstrengung über eine so lange Zeit durchhalten? Schließlich war ich für fast 2 1/2 Jahre zum Nichts tun verdammt, habe die Zeit in der abgedunkelten Wohnung oder im Bett verbracht. Also waren diese paar Tag schon eine enorme Herausforderung für mich. Besonders, da ich auch ständig das Gefühl hatte, dass der Anfang einer neuen beruflichen Existenz für mich davon abhing. 

All das im Kopf die langen Tage durchstehen war nicht einfach. Natürlich habe ich es auch genossen, die Arbeit, die Farben, mein Atelier. Um so schöner ist es, dass es nicht so schlimm war. Abends war ich natürlich Hundemüde und spürte den Tag in den Knochen, aber es war alles zusammengenommen wunderbar.

Mein Atelier, hell, lichtdurchflutet und aufgeräumt.

Ich spürte mein Auge nicht, die Lichtempfindlichkeit verschlimmerte sich nicht und ich konnte mich völlig auf die Arbeit konzentrieren.

Nur heute Abend spüre ich mein Auge ein wenig. Oben links in der Ecke fühlt es sich etwas wund an.
Sind es die ersten Bläschen, die geplatz sind? Ist es das, was der Oberarzt mir in der Klinik prophezeite?

Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es einfach das Ende einer tollen Woche, die mich müde gemacht hat und auch nicht ganz spurlos an meinem Auge vorbeigangen ist. Morgen weiß ich mehr. Und außerdem liegt ein Wochenende vor mir, an dem ich nur Zuhause ein Konzept ausarbeiten muss. Also mehr Kopfarbeit.

Na, hoffentlich bekomme ich dann keine Kopfschmerzen?! 

Dienstag, 7. April 2015

Nach so langer Zeit ...

... wieder einen ganzen Tag arbeiten. 

Dienstag, 07.04.2015 - 21,56

Ein langer Tag geht zu ende. Nach so langer Zeit war heute der erste Tag, an dem ich von Morgens bis fast 18 Uhr im Atelier war. Ich hatte befürchtet, dass es zu anstrengend für mich wäre. Aber es war nicht so schlimm. Mittags stellte sich ein wenig Müdigkeit ein, aber mit einer Tasse Kaffee war sie schnell verscheucht.

Im Moment bin ich Hundemüde aber auch glücklich, dass ich diesen ersten Tag so erfolgreich hinter mich gebracht habe. Es warten noch zwei weitere auf mich. Und der morgige wird noch etwa länger. Abends habe ich eine neue Schülerin und somit bin ich dann bis 22 Uhr unterwegs. Natürlich werde ich morgen eine längere Pause haben und somit hoffentlich nicht so kaputt, wie heute. Aber sicherlich wird es spannend sein.

Spannend, wie es wieder ist, so lange an einem Stück zu arbeiten. Ich lass mich überraschen.

Montag, 6. April 2015

Ein glücklicher Mensch ...

... ganz ohne mein "trio infernale"


Ostermontag, 06.04.2015 - 05.30 Uhr

Gerne hätte ich heute morgen noch länger geschlafen, aber es funktioniert nicht. Also bin ich aufgestanden. Als ich mit meinem morgendlichen Kaffee, draußen auf meinem Lieblingsbalkon ankam, um die erste Zigarette zu rauchen, war das morgendliche Vogelkonzert bereits im vollen gange. Die Häuser ringsherum lagen noch im Dämmerlicht und nirgends war Licht zu sehen. Die Sänger übertrafen sich heut morgen mal wieder gegenseitig. Einfach nur schön die Natur; auch mitten in der Großstadt. 

Nun sitze ich wieder mal an meinem Computer, der leise neben mir surrt, das Fenster ist geöffnet und ab und zu rauschen ein oder zwei Autos vorbei. Wo sie wohl hin müssen um diese Uhrzeit an einem Feiertag? 

Der gestrige Tag geht mir durch den Kopf. Es war ein wunderbar sonniger, fast warmer Ostersonntag und ich hatte Besuch von meiner besten Freundin. Richtig schön war das, mal wieder zu klönen, zu lachen und es uns gut gehen zu lassen. 

Sie hatte mein Elend die letzten zwei Jahre fast nur aus der Entfernung und einmal hautnah, am Silvesterabend 2013 mitbekommen. "Das Auge sieht aber gut aus," meinte sie. 

Ja, es sieht gut aus. Keine Rötungen, kein geschwollenes Lid und vor allem ... keine Schmerzen und eine minimale Lichtempfindlichkeit. Und wir saßen auf meinem lichtüberfluteten Lieblingsbalkon. 

Mein wunderbarer, großer Sonnenschirm, den ich vor Jahren von meiner Schwester geschenkt bekommen und der mich in mein erstes Atelierhaus begleitet hatte und bisher zweimal mit  umgezogen war ... hat den Geist aufgegeben. Er war im vergangenen Winter gebrochen. Da war nichts mehr zu reparieren. Es war einfach Materialschwäche. Also wiegesagt, diesen wunderbaren Sonnenschirm gab es nicht mehr und mein Lieblingsbalkon war gestern sonnenüberflutet ... ganz ohne Sonnenschirm.

Mein Lieblingsbalkon im letzten Sommer ... mit Sonnenschirm


Und dennoch ich konnte mit meiner Freundin dort sitzen und den Nachmittag genießen. Natürlich hatte ich meine Sonnenbrille auf, aber vor noch nicht allzu langer Zeit ... wäre für mich nicht dran zu denken gewesen, hier zwar mit Sonnenbrille, aber ohne Sonnenschirm zu sitzen. Und vor ca. 3 Monaten ohne ein zusätzliches Handtuch über dem Kopf ... Überhaupt nicht ertragbar für mich. 

Meine Sonnenbrille ist immer noch mein Begleiter, konstant und ständig. Auch jetzt habe ich sie nach oben, wie ein Stirnband, auf meinen Haaren sitzen, obwohl die Wohnung dunkel und es draußen noch dämmerich ist. Aber meine Sonnenbrille muss schließlich immer griffbereit sein. Man weiß ja nie.

ich liebe die frühen Morgenstunden, sogar an solchen Feiertagen, wie heute. Termine sind ganz weit weg. Ab und zu kann ich kurz innehalten, überlegen, die Gedanken schweifen lassen, Ideen weiterspinnen, Konkretes planen oder ganz einfach, wie jetzt, überlegen ... was ich schreiben will.

Zeit ist im Moment mein größter Luxus. Einfach die Zeit zu haben, in mich reinzuhören. Es ist einfach wunderbar!
 
Wenn schon ein verändertes Leben nach AK auf mich wartet, dann ist das ein Punkt, den ich unbedingt mitnehmen, umsetzen möchte. Mehr Zeit zu haben, mir zuzuhören, ich selbst zu sein. Natürlich habe ich das immer schon versucht und auch geschafft. Aber da war doch kurz vor AK ein ständiger Zeitdruck. kaum Zeit, Projekte gut durchzuplanen oder verrückte Ideen, wie ich immer sage, auszuspinnen. 

Es mag komisch klingen, aber .... ich glaube, dass es genau das ist, was auf mich wartet. Zeit, in meinem Rhythmus zu denken, zu leben und zu genießen. - Was bin ich doch für ein glücklicher Mensch.






Samstag, 4. April 2015

Trockene Stelle im Auge ...

.. und ich bekomme Angst

Samstag, 04.04.2015 - 07.00 - Ostersamstag

Wiedermal ist es ziemlich früh für ein Samstag, um aufzustehen. Der Computer brummt leise neben meinem Ohr, die Finger machen tackernde Geräusche und ich halte wie so oft, die Augen geschlossen, um meine Gedanken besser zu hören. 

Draußen ist es bedeckt und ein grauer Tag kündigt sich an. Der morgendliche Verkehr ist wie an Wochenenden kaum bemerkbar. 

Heute morgen versuche ich krampfhaft meine Angst zur Seite zu schieben. Die Angst, dass es wieder losgeht mit all dem Drum und Dran und meinem "trio infernale". Jetzt geht es dem Auge wieder gut, aber kurz nach dem Aufwachen war mein erster Gedanke mal wieder an mein Auge. Es fühlte sich an, als wäre da eine trockene Stelle und mit einem Satz war ich wach. - Wie wunderbar leicht hatte ich alle Schmerzen, die Lichtempfindlichkeit und die Angst vor der Zukunft verdrängt. Aber vorhin war alles wieder da. Wie eine einkalte Dusche hat es mich erwischt und mir den Atem genommen. 

Es ist noch nicht ausgestanden, das spüre ich, will es aber dennoch nicht wahrhaben. Meine ersten zaghaften Versuche, meine Existenz wieder aufzubauen, sind so erfolgversprechend, dass ich wirklich zu hoffen gewagt habe, dass ich es schaffe. Nun aber ist es als würde mir das Schicksal eine dicke, fette Ohrfeige verpassen und sagen: "Zu früh gefreut. Das gönne ich dir nicht. Du msst noch mehr leiden."

Dieser Ostersamstag beginnt also mit Angst. Mein Computer brummt unbeeindruckt neben meinem Ohr und alles ist ... wie immer; bis auf meine Angst, die mir fast den Atem nimmt.



Freitag, 3. April 2015

Dem Auge geht es sehr gut ...

.. doch nun melden sich Ängste

Karfreitag - 03.04.2014 - 08.15
 
Es ist ein kühler, sehr sonniger Morgen. Draußen huscht nur ab und zu ein Auto entlang und ansonsten ist es ruhig. So ruhig, wie ich es mir nie hab vorstellen können, dass es in einer Großstadt sein kann. Auf meinem hinteren Balkon, der gleich von der Sonne überflutet wird, ist es noch ruhiger. Das morgendliche Vogelkonzert habe ich verpasst. Es ist in der Stunde vor Sonnenaufgang und so prächtig, dass ich glatt zum Frühaufsteher werden könnte. Ich mag diese Stadt. Jeden Tag mehr. Und jeden Tag entdecke ich neue, interessante Dinge, die diese riesige Stadt so liebenswert macht. 

Wie aus Gewohnheit halte ich beide Augen geschlossen, wenn ich meine Gedanken in die Tastatur tippe. Es ist wirklich nur Gewohnheit, denn Schmerzen habe ich keine und auch die Lichtempfindlichkeit ist zurück gegangen. Wie lange es so bleibt? Ich habe keine Ahnung und will auch gar nicht daran denken, denn ansonsten bekäme ich sicherlich Panik und alles Elend dieser letzten 2 1/2 Jahren wäre in meinem Kopf zurück und würde mich "ertränken". 

Ich bin so müde zum Kämpfen. Die letzten Jahre mit AK haben mich sicherlich 10 Jahre meines Lebens gekostet. So fühlt es sich an und so sehe ich auch aus, wenn ich in den Spiegel schaue. Diese Krankheit hat mich innerlich und auch äußerlich verändert, Prioritäten haben sich verschoben und ich habe das Gefühl, dass der Kampf nie zu ende ist. 

Ich tauche auf aus dem Dunkeln und freue mich, wieder zeichnen, malen und unterrichten zu können, aber ....
da taucht etwas anderes auf. Angst. Angst, die ich in den letzten zwei Jahren während der Entzündungsschübe, der Klinikaufenthalte, des Versteckens im Dunkeln, dem Hoffen, dem Bangen, 
dem ständigen Tropfen nicht verspürte. Natürlich war da Angst. Eine Angst vor Schmerzen. Diesen Schmerzen, die kaum zu ertragen waren, die keine Schmerztablette auflösen konnte. Aber diese innere Angst, die manchmal nicht zu fassen ist und kurz vor dem Einschlafen mich fast "erwürgt", war nicht da.

Ich bin im Moment auf dem linken Auge blind. Das bedeutet für mich. Absolut kein perspektivisches Sehen, kein Abschätzen von Entfernungen, kein schnelles Arbeiten. Ich kann beide Augen geöffnet halten und die Bilder beider Augen verbinden sich in meinem Kopf. Das diffuse Bild, das nur hell und dunkle Partien kennt und das klare Bild des gesunden Auges. Es schränkt mich nicht ein, bis auf das erwähnte Fehlen des perspektivischem Sehens. Natürlich ist mein Gesichtsfeld kleiner geworden, aber es fällt mir kaum auf. 

Es fällt mir nur auf und stört mich kolossal, wenn ich Stress bekomme, schneller Arbeiten will, weil ich unterrichte. Dann ist es, als würde sich das Bild des kranken Auges hervorheben, als würde eine Milchglasscheibe von der linken Seite in mein Gesichtsfeld schieben und mich behindern, meine Arbeit schnell zu erledigen. Ab und zu schließe ich das kranke Auge und dieses sehen dann, wäre nicht so störend, wie die derzeitige Milchglasscheibe. - Aber an dem Auge kann ich derzeit nichts ändern. Also muss ich 
meinen Arbeitsrythmus ändern. Leichter gesagt, als getan.

Ich tauche auf aus dem Dunkeln und es hat sich doch so viel geändert. Ich hoffe, dass ich AK überwunden habe, aber ebenso viel Arbeit liegt noch vor mir, um mir wieder meine Existenz aufzubauen. Das alles weiß ich und ich glaube, genau das sind die Ängste, die Abends kurz vor dem Einschlafen auftauchen und mich verschlingen. Aber ist es nicht normal, dass man nach einer so langen zeit mit Schmerzen und dem Verstecken vor Licht, Ängste behält, die in dieser Zeit sich nicht melden konnten?!

Während AK dachte ich so oft, wenn ich AK hinter mich gebracht habe, könnte ich mit meinem alten Leben so weitermachen. Natürlich erst langsam, aber dann in dem von mir geliebten Tempo. - Auf dem Weg zurück bahnen sich Veränderungen an. Es ergeben sich neue Aufgaben, einige alte Aufgaben fallen weg, mein Tagesrhythmus ändert sich, alles ist in Bewegung. 

Als Außenstehender würde ich an dieser Stelle sagen: "Na super, eine interessante Zeit wartet auf dich. So viel Neues." Nur wenn man mitten drin steckt, so von innen, da sieht es ganz anders aus. Da macht Neues Angst. Obwohl ich Neues liebe, es als Lebensabenteuer betrachte, so ängstigt es mich im Moment doch, denn von allem Neuen hängt meine zukünftige Existenz ab. Und dann locker zu bleiben, um kreativ arbeiten zu können ... ist Schwerstarbeit.







Montag, 9. März 2015

Es wird Frühling

Montag, 09.03.2015 - 08.00 Uhr

Das Rauschen des Verkehrs draußen vor dem Fenster weckt mich. Ja, es ist wieder mal Montag und der Berufsverkehr ist in seiner Lautstärke an seinem Höhepunkt angelangt. Es ist wieder mal ein grauer, diesiger Tag und es scheint auch nicht besser zu werden. Gut für mich, da ich nachher noch einen Termin im Atelier habe. So steckt mir zumindest die Angst vor Licht auf dem Weg dorthin nicht im Nacken.

Gestern hingegen war ein wunderbar sonniger Tag, der meine alten Reflexe wieder wachwerden ließ. Die Sonnenbrille aufgesetzt, bevor ich auf meinen Lieblingsbalkon ging. Im Schatten der sonnenabgewandten Zimmer bleiben. Und meine Sonnenbrille immer griffbereit auf dem Kopf haben.

Es war so mild draußen, dass man ohne Winterjacke einen Spaziergang wagen konnte. Das habe ich dann auch gemacht, mit meiner Tochter und ihrem Freund. Sie sagten die Strecke wäre 5 Kilometer. Das kam mir aber gar nicht so lang vor, schließlich machten wir den Spaziergang in meinem Tempo und die Unterhaltungen waren so zeitvertreibend, dass ich gar nicht bemerkte, wie schnell wir den Spaziergang hinter uns brachten.

Es müssen hunderte von Menschen gewesen sein, die gestern dieselbe Idee hatten, wie wir. Der Park war voll. Aber wem kann man es verübeln. Alle haben lange auf den ersten warmen Frühlingstag gewartet und gestern war er endlich da; an einem Sonntag ohne berufliche Verpflichtungen.

Ich freue mich auf mehr solcher Tage, mit Zeichenblock und Stift im Park.

Samstag, 7. März 2015

Dem Auge geht es gut ... und mir?

Samstag, 07.02.2015 - 06.08 Uhr

Bereits seit 05.00 Uhr bin ich wach. Eine Zeit, die mir früher als fast unmenschlich vorgekommen ist. Um 05.00 Uhr aufstehen? ... eine Quälerei. Aber  seit ich meine beruflichen Termine völlig selbst bestimmen kann, ist ein Wachwerden um 05.00 Uhr zwar nicht normal, aber akzeptabel. 

Anscheinend habe ich genügend geschlafen und stehe auf. Punkt. 

So still wie jetzt im Moment, ist es während der normalen Arbeitstage nur Mitten in der Nacht. Aber jetzt am Samstag ist es draußen so still, dass ich nur ab und zu einen Wagen erahnen kann, der vorbeifährt. Im Haus ist es noch stiller. Nichts ist zu hören. Das Lauteste ist mein Tippen auf der Tastatur und das Rauschen meines Computers. 

Wie immer und jetzt schon aus Gewohnheit, halte ich beide Augen geschlossen und lass meine Gedanken fließen. Draußen, von meinem Lieblingsbalkon aus, ist das einsetzende, morgenliche Vogelkonzert gut zu hören. An so einem Tag, an dem wenige um diese Zeit zur Arbeit fahren und der morgendliche Berufsverkehr ausbleibt, noch besser, als sonst. Dann komme ich mir vor, wie in einem Konzertsaal auf der Tribüne. Ich genieße einfach das kostenlose Konzert der Natur. 

Die vergangene Woche und besonders die letzten Tage waren beruflich für mich sehr erfolgreich. Aber was ist schon erfolgreich?! Erfolgreich im üblichen Sinne war ich vor der Augenerkrankung. Ein Termin nach dem anderen, Ideen wurden aus dem Ärmel geschüttelt, umgesetzt und als erfolgreich abgehakt. Zwar hatte ich keine 40 Stunden Woche, aber mit allen Vor- und Nachbereitungen waren es schon 40 Stunden. Ich liebte diese Arbeit in meinem schnellen Tempo. 

Nun sind für mich schon ein paar Termine in der Woche zufriedenstellend und erfolgreich. Aber ehrlich gesagt ... würde ich auch im Moment mein altes Tempo nicht schaffen. Und will ich das überhaupt noch?  Habe ich nicht (ich gestehe: erzwungenermaßen durch meine Augerkrankung) einen anderen Weg entdeckt ... mit mehr Muße, mit mehr Zeit meinen neuen Rhythmus zu finden? - Nun muss ich es nur noch schaffen, auf diesem neuen Weg genügend Geld zu verdienen, um davon zu leben. 

Wie sage ich doch immer so schön, Problem erkannt, Lösungskonzept erstellt und abarbeiten. Erledigt. 

Ich seufze einmal tief. So aktiv, wie ich das ansonsten angehe, ist es diesmal nicht. Diesmal stoße ich nur an und die Zeit trägt mich dahin, wohin ich soll. Es ist nicht ein aktives surfen, wie ich es sonst empfinde, sondern eher ein sanftes Dahinfließen. Es ist ein schönes Gefühl, getragen zu werden. ich weiß zwar nicht von wem oder was, aber es fühlt sich so an. Und das ist gut so.

Meinem Auge geht es gut. So fühlt es sich auf jeden Fall an. Ich kann keinen Unterschied zwischen dem gesunden und dem kranken finden, wenn ich mich auf beide konzentriere. Und dennoch bleibt die Angst, dass es sich wieder verschlimmern kann. Es mag sicherlich an dem letzten Gespräch in der Uniklinik liegen:"Wir steuern auf die nächste Transplantation zu. Eine Abstoßung der neuen Hornhaut lässt sich nicht aufhalten."

Morgens, so kurz nach dem wach werden, wenn ich emotional noch ungeschützt bin und mein Verdrängungsmechanismus noch nicht eingesetzt hat, überfallen mich die Gedanken an das Gespräch.

Es macht mir einfach Angst, daran zu denken, was auf mich noch zukommt und wie es werden wird. 

Ich versuche, sie zu verdrängen und meinem Galgenhumor Raum zu geben, um mich selbst und meine Angst zu entschärfen.

Der westfälische Ackergaul wird das schon schaffen.


Freitag, 6. März 2015

Morgendliche Angst

Freitag - 06.02.2015 - 09.00 Uhr

Wieder mal ein grauer, Wolken verhangener Tag. Der Berufsverkehr rauscht draußen vorbei, wie Wellen, die an der Brandung aufschlagen und verebben. Der Computer summt leise neben mir und meine Augen sind geschlossen, während ich tippe. Ich atme tief durch und fühle eine Zufriedenheit, hier zu sitzen um diese Uhrzeit, wenn andere sich bereits im Büro oder anderswo abhetzten. 

Ich sitze hier und habe die Zeit, meine Gedanken vorbeiziehen zu lassen, zu überlegen, welche von ihnen ich in den Computer tippe. Da ist nichts von schneller, noch höher, noch weiter, noch billiger.

Meinem Auge geht es morgens nicht so gut. Es ist schwer in Worte zu fassen, was es ist und welche "Beschwerden" ich bemerke. Denn nun, einige Zeit nach dem Aufstehen, fühlt es sich nicht anders an, als mein gesundes Auge ... außer vielleicht, dass ich es geschlossen halte und es feuchter scheint, als mein gesundes. 

Eigentlich wollte ich darüber schreiben und auch über meine Angst, die morgens da ist. Aber nun sitze ich hier und mir fällt nur Positives über mein derzeitiges Leben ein, dass ich gar keine Lust habe, über mein krankes Auge und meine Angst zu schreiben.

Es ist wunderbar hier zu sitzen, sich Zeit zu lassen, die Hektik des Tages draußen am Fenster vorbeirasen zu lassen und zu wissen. Nein, mein Leben ist nicht so stressig. Natürlich muss ich Geld verdienen und natürlich bin ich noch lange nicht so weit, mein Leben wieder allein zu finanzieren, aber ich bin auf dem Weg. 

Seit ich diesen Blog gestartet habe, ist es nun der dritte Anlauf, mir in dieser großen Stadt meinen Platz mit meiner Arbeit zu erobern. Die vorherigen Male, in denen ich startete, waren bereits erfolgreich. Nur musste ich beide wieder abbrechen, da ein Klinikaufenthalt oder die letzte Transplantation und eine lange Zeit der Dunkelheit dazwischen kam. 

Nun ... beim dritten Anlauf, bestätigen sich meine Ideen und Vorstellungen mehr noch, als die vorhergegangenen zwei Male. Das gibt mir eine ungeheure Zufriedenheit und gleichzeitig steigt die Angst davor, dass ich wieder mal alles absagen muss, weil mein Auge es unerträglich macht, durchzustarten.

Morgens sind diese Gedanken am stärksten, verlieren aber im Laufe des Tages ihre Kraft. Ich schiebe sie an die Seite und mache, mache einfach mein Ding. Im Moment sind es jeden Tag eher kleine, unbedeutende Schritte, aber mein Kopf läuft auf Hochtouren. Ideen entstehen, werden ausgearbeitet, verworfen, verändert, wieder durchdacht und dann realisiert. Das alles kann ich in meinem Tempo. 

Ich empfinde es wirklich als Luxus, so wieder einen Weg in mein Leben zu finden. Und ich empfinde unendliche Dankbarkeit meiner Tochter, meinem Sohn, meiner Schwester gegenüber, die mir das ermöglichen.

Donnerstag, 5. März 2015

Trockenes Auge?

Donnerstag - 05.03.2015 - 07.27 Uhr

Ein grauer Morgen. Draußen  ebbt der morgendliche Berufsverkehr ab und es wird wieder ruhiger. Es scheint ein regnerischer Tag zu werden. Für mich nicht so schlecht, denn meine Angst vor Licht sitzt immer noch tief und gerade heute habe ich einiges zu erledigen. Dafür muss ich die Wohnung verlassen. 

Seit zwei Tagen bemerke ich am Morgen mein Auge wieder. Schmerzen sind es nicht. Eher eine Stelle, die sich trocken an fühlt. Gegen die aufsteigende Angst kann ich mich kaum wehren. Ist einfach so, dass ich Angst davor habe, dass der Kreislauf und der Tanz mit meinem "Trio infernale" wieder beginnt.

Mal sehen, wann ich zum Tanz aufgefordert werde.

Samstag, 28. Februar 2015

Der Zorn verschwindet

Der Zorn darüber, dass mein Leben nicht mehr so wie vor AK sein wird, verschwindet. 

Samstag - 28.02.2015 - 07.30 Uhr

Obwohl ich es kenne, bin ich Samstags Morgen um diese Zeit immer wieder überrascht, wie ruhig es mitten in einer Großstadt sein kann. Seit mein Auge erkrankt ist, sind es eher die Geräusche auf die ich achte. Und wie aus Gewohnheit, sitze ich mit geschlossenen Augen vor dem PC, fange meine Gedanken ein und lass sie in die Tastatur fließen. 

Ich habe dann das Gefühl, ganz bei mir zu sein und meine Gedanken einfach nur in Worte zu fassen. So schlimm ich das am Anfang der Krankheit empfand, da ich Rechtschreibfehler nicht sofort erkannte und meine Finger manchmal einfach zu schnell auf der Tastatur waren, so angenehm empfinde ich es nun.

In den letzten zwei Jahren hat sich mein "Augenmerk" (ein interessantes Wort im Zusammenhang mit meiner Augenerkrankung) auf meine anderen Sinne gerichtet und ich beginne zu akzeptieren, dass ich mein altes Leben, so wie ich es vor AK kannte, nicht zurückbekommen werde. 

Aber die Natur oder sagen wir mal der Mensch ist so fantastisch, dass ich an mir bemerke, wie sich langsam, ganz langsam und nicht immer ohne Widerspruch von mir, sich etwas anderes ... eine andere Lebenslinie herausbildet. Mittlerweile ist der Zorn über diese "erzwungene" Lebensänderung verschwunden und macht Platz für große Neugierde auf das, was sich an bisher nicht wahrgenommenen Fähigkeiten zeigt. 

Vielleicht hat sich diese Ruhe auch eingestellt, weil ich mittlerweile seit fast zwei Monaten Schmerzfrei bin. Die Lichtempfindlichkeit geht stetig zurück und ich kann mich auf meine berufliche Existenz konzentrieren. 

Sie ist wieder da, die kreative Leichtigkeit. Ich setze sie nur anders ein, als vor AK. 

In meinem Atelier. Fotos von Bildern, die ich zu einer Ausstellung schicke. 


Keine Schmerzen, keine große Lichtempfindlichkeit und kein tränendes Auge mehr. Mein krankes Auge ist sozusagen blind, da ich keine Linse mehr im Auge habe. Sie wurde mir bei meiner zweiten Transplantation im Oktober 2014 entnommen, weil man nicht wusste, wo sie befestigt werden sollte. Nun gut, das war mir nicht das Wichtigste. Ohne Schmerzen zu sein und die Lichtempfindlichkeit ertragen zu können, stand als einziges auf meiner Wunschliste. - Und beide Wünsche wurden erfüllt. 

Im Moment versuche ich mich, mit der Langsamkeit abzufinden. Die ist kein Problem, wenn ich mein Tempo allein bestimmen kann, wenn ich Sachen in Ruhe vorbereiten kann, wenn ich Ruhe habe, sie in meinem Tempo auszuführen. So wie jetzt gerade. Ich denke, tippe, mache Pause und mache weiter.

Ich empfinde es aber als Problem, wenn ich nicht gut vorbereitet in Stress gerate ... in Unterrichtsstunden zum Beispiel. Vor AK ... war es eine leichte Übung für mich, in solchen Situationen zu improvisieren, schnell zu reagieren. - Damit ist nun vorbei. 

Gerade in solchen Stressminuten bemerke ich, wie es mich behindert, nur mit einem Auge sehen zu können. 
Das Perspektivische Sehen gibt es überhaupt nicht mehr und darum schmeiße ich in solchen Stressminuten viel um und greife daneben.  Für mich bedeutet das ... nur noch ausgesprochen gut vorbereitet zu unterrichten, auf alles vorbereitet zu sein und alles, aber wirklich auch alles griffbereit liegen zu haben. 

Eigentlich ist die Improvisation immer meine Stärke gewesen, aber im Zusammenhang mit unterrichten ist damit nun vorbei. Gedanklich mag und liebe ich es immer noch. Wenn ich entspannt bin, wie jetzt sprudeln die Ideen in meinem Kopf nur so. Aber diese Gedanken dann schnell ins Praktische umzusetzen, damit ist es vorbei.

Mein Auge ist zwar noch nicht gesund und ich weiß schon jetzt, dass eine dritte Transplantation auf mich wartet, aber in dieser Zeit der Schmerzlosigkeit erkenne ich so viele "neue" Fähigkeiten in mir, dass ich mich darauf freue, mich neu kennenzulernen. 


Übrigens ... ein sonniger Tag beginnt und ich freue mich drauf :-)