Translate

Freitag, 3. April 2015

Dem Auge geht es sehr gut ...

.. doch nun melden sich Ängste

Karfreitag - 03.04.2014 - 08.15
 
Es ist ein kühler, sehr sonniger Morgen. Draußen huscht nur ab und zu ein Auto entlang und ansonsten ist es ruhig. So ruhig, wie ich es mir nie hab vorstellen können, dass es in einer Großstadt sein kann. Auf meinem hinteren Balkon, der gleich von der Sonne überflutet wird, ist es noch ruhiger. Das morgendliche Vogelkonzert habe ich verpasst. Es ist in der Stunde vor Sonnenaufgang und so prächtig, dass ich glatt zum Frühaufsteher werden könnte. Ich mag diese Stadt. Jeden Tag mehr. Und jeden Tag entdecke ich neue, interessante Dinge, die diese riesige Stadt so liebenswert macht. 

Wie aus Gewohnheit halte ich beide Augen geschlossen, wenn ich meine Gedanken in die Tastatur tippe. Es ist wirklich nur Gewohnheit, denn Schmerzen habe ich keine und auch die Lichtempfindlichkeit ist zurück gegangen. Wie lange es so bleibt? Ich habe keine Ahnung und will auch gar nicht daran denken, denn ansonsten bekäme ich sicherlich Panik und alles Elend dieser letzten 2 1/2 Jahren wäre in meinem Kopf zurück und würde mich "ertränken". 

Ich bin so müde zum Kämpfen. Die letzten Jahre mit AK haben mich sicherlich 10 Jahre meines Lebens gekostet. So fühlt es sich an und so sehe ich auch aus, wenn ich in den Spiegel schaue. Diese Krankheit hat mich innerlich und auch äußerlich verändert, Prioritäten haben sich verschoben und ich habe das Gefühl, dass der Kampf nie zu ende ist. 

Ich tauche auf aus dem Dunkeln und freue mich, wieder zeichnen, malen und unterrichten zu können, aber ....
da taucht etwas anderes auf. Angst. Angst, die ich in den letzten zwei Jahren während der Entzündungsschübe, der Klinikaufenthalte, des Versteckens im Dunkeln, dem Hoffen, dem Bangen, 
dem ständigen Tropfen nicht verspürte. Natürlich war da Angst. Eine Angst vor Schmerzen. Diesen Schmerzen, die kaum zu ertragen waren, die keine Schmerztablette auflösen konnte. Aber diese innere Angst, die manchmal nicht zu fassen ist und kurz vor dem Einschlafen mich fast "erwürgt", war nicht da.

Ich bin im Moment auf dem linken Auge blind. Das bedeutet für mich. Absolut kein perspektivisches Sehen, kein Abschätzen von Entfernungen, kein schnelles Arbeiten. Ich kann beide Augen geöffnet halten und die Bilder beider Augen verbinden sich in meinem Kopf. Das diffuse Bild, das nur hell und dunkle Partien kennt und das klare Bild des gesunden Auges. Es schränkt mich nicht ein, bis auf das erwähnte Fehlen des perspektivischem Sehens. Natürlich ist mein Gesichtsfeld kleiner geworden, aber es fällt mir kaum auf. 

Es fällt mir nur auf und stört mich kolossal, wenn ich Stress bekomme, schneller Arbeiten will, weil ich unterrichte. Dann ist es, als würde sich das Bild des kranken Auges hervorheben, als würde eine Milchglasscheibe von der linken Seite in mein Gesichtsfeld schieben und mich behindern, meine Arbeit schnell zu erledigen. Ab und zu schließe ich das kranke Auge und dieses sehen dann, wäre nicht so störend, wie die derzeitige Milchglasscheibe. - Aber an dem Auge kann ich derzeit nichts ändern. Also muss ich 
meinen Arbeitsrythmus ändern. Leichter gesagt, als getan.

Ich tauche auf aus dem Dunkeln und es hat sich doch so viel geändert. Ich hoffe, dass ich AK überwunden habe, aber ebenso viel Arbeit liegt noch vor mir, um mir wieder meine Existenz aufzubauen. Das alles weiß ich und ich glaube, genau das sind die Ängste, die Abends kurz vor dem Einschlafen auftauchen und mich verschlingen. Aber ist es nicht normal, dass man nach einer so langen zeit mit Schmerzen und dem Verstecken vor Licht, Ängste behält, die in dieser Zeit sich nicht melden konnten?!

Während AK dachte ich so oft, wenn ich AK hinter mich gebracht habe, könnte ich mit meinem alten Leben so weitermachen. Natürlich erst langsam, aber dann in dem von mir geliebten Tempo. - Auf dem Weg zurück bahnen sich Veränderungen an. Es ergeben sich neue Aufgaben, einige alte Aufgaben fallen weg, mein Tagesrhythmus ändert sich, alles ist in Bewegung. 

Als Außenstehender würde ich an dieser Stelle sagen: "Na super, eine interessante Zeit wartet auf dich. So viel Neues." Nur wenn man mitten drin steckt, so von innen, da sieht es ganz anders aus. Da macht Neues Angst. Obwohl ich Neues liebe, es als Lebensabenteuer betrachte, so ängstigt es mich im Moment doch, denn von allem Neuen hängt meine zukünftige Existenz ab. Und dann locker zu bleiben, um kreativ arbeiten zu können ... ist Schwerstarbeit.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen