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Dienstag, 20. Mai 2014

Assistenzärzte

 ... die Ehrlichkeit in Person.



Vielleicht hätte ich in den vergangenen Monaten ein Behandlungstagebuch schreiben sollen. Aber ich habe es nicht getan.  Nach jedem Aufenthalt, nach jedem Notfall, den ich in der Klinik verbrachte, hoffte ich ... nun wird alles gut. 

Jetzt muss alles gut werden! Wie soll es sonst weitergehen?! Nicht einen Satz, nicht eine Minute wollte ich diesem Auge schenken. Ich wollte nur mein Leben zurück.

Heute denke ich an die vielen, vielen Besuche in der Uniklinik und wie ich langsam begriff, dass man mir bei jeder Untersuchung, bei jedem Aufenthalt nie die ganze Wahrheit über den Zustand gesagt hat.

Erst immer bei der nächsten Untersuchung, meist einer Nachuntersuchung, wenn sich das Auge beruhigt hatte, hörte ich so zwischen den Zeilen, wie der Zustand meines Auges beim vorherigen Besuch war. 

Da tauchten Sätze auf, wie ... Na super, sieht ja gar nicht mehr so katastrophal aus, wie beim letzten Besuch .... oder ich erfuhr, dass beim letzten Notfall, der OP bereits vorbereitet war ... für alle Fälle sozusagen.

Natürlich kann ich verstehen, dass man einen Patienten nicht beunruhigen will, wenn er mit Schmerzen vor einem auf dem Untersuchungsstuhl sitzt und das Licht kaum ertragen kann. Ich kann eigentlich ziemlich alles verstehen, nachvollziehen, warum die Ärzte so handeln, wie sie handeln ... nur ich bin der Patient und mich kann ich nun ganz besonders gut verstehen.
Das eine oder andere hätte man mir ruhig sagen können.

Ich muss lächeln, wenn ich an die zwei Assistensärzte denke, die mich bei einer Routineuntersuchung betreuten, bevor der Oberarzt sich mein Auge ansah.

Ich sag' es einfach mal so schlaksig ... keine Ahnung, was die beiden genommen hatten, aber ihre gute Laune war ansteckend.

Auf meine Frage, ob es schlimm wäre, wenn ich das Tropfen mal vergesse würde, meinte einer von beiden:

" Och, nö, ist es nicht. Wenn noch Bakterien drin sind, dann sind die mittlerweile sowieso resistent gegen die Tropfen." ........  Aaaahaaa

"Und woher kommt im Moment wieder so ein Entzündungschub? Was kann es ausgelöst haben?"

"Ach, wissen sie ... von 97% der Patienten, die da draußen warten, können wir ihnen die Ursache nicht sagen. Und bei ihnen eben auch nicht." Und sein Grinsen ging von einem Mundwinkel bis zum anderen. 

Wiegesagt .... keine Ahnung, was er eingeschmissen hatte, aber beim nächsten mal frage ich ihn danach und tausche Tropfen gegen kleine rosa Pillen.



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