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Samstag, 31. Mai 2014

Intensives Tropfen

Der Tag liegt hinter mir. Heute morgen noch dachte ich, dass ich in die Klinik müsste. Zwei, drei Stunden hatte ich mir gegeben, um zu tropfen und abzuwarten ... es wurde ein ganzer Tag. - Mein Hühnchen an meiner Seite und alle 10 Minuten klingelnd. Schon lange habe ich nicht mehr so intensiv getropft, wie heute.

Und nun ... ich kann das Auge wieder öffnen, habe das Gefühl, es geht etwas besser. Rot ist es natürlich immer noch und sieht gruselig aus, aber ich spüre eindeutig eine Besserung. Heute nachmittag habe ich mir einen Mittgsschlaf gegönnt ... mit Creme natürlich. 

Es mag das kontinuierliche Tropfen, der Schlaf oder die Ruhe gewesen sein, aber ich habe es geschafft ... nicht zur Klinik fahren zu müssen. Für mich ein riesiger Erfolg. 

Eine neue Tropfrunde

 
Das Hühnchen klingelt ... wie ich finde viel zu schnell. Das können doch keine 10 Minuten sein?!! 
 
Die Schale mit den Medikamenten steht an meiner Seite und ich denke ... tja, meine Tropfstation, immer griffbereit, immer im Einsatz und heute ... so zwecklos.

Die nächsten zwei Stunden werde ich probieren, alle 10 Minuten jeweils
  • Atropin
  • Brolene
  • Polihexanid 0,04% (in der Klinik hergestellt)
  • Monodex
  • und Isopto-Max 
in mein Auge zu bekommen.  Das wehrt sich heute mal wieder ganz schön. Es läuft und läuft und läuft. Und ich selbst fühle mich einfach nur hilflos.

Gestern dachte ich noch. Mmmhh, du musst unbedingt auf dein Äußeres achten. Friseur, mal einen dezenten Lippenstifft. Augenmakeup ist ja seit fast zwei Jahren tabu .... erstens würde ich mich nicht trauen, es aufzutragen und dann würde es .... natürlich meine Wangen runterlaufen. Also kein Augenmakeup! Tja und dann vielleicht etwas sommerliche Kleidung.

Das dachte ich gestern und heute morgen. Ist es mir, wie so oft in den letzten Monaten ... völlig egal . Ich sitze hier, mit einem Geschirrtuch ums Auge ....damit das Kühlakku das Auge kühlen kann und mein Äußeres ist wieder mal schnurzpiepegal! 

Tja, Herr Doktor ... da schlagen die Nervenschmerzen heute mal wieder tierisch zu!!! Am liebsten würde ich  mich verkriechen und nur noch heulen. 
Ich könnte schreien, so verzweifelt bin ich gerade. 

Wie soll ich das noch länger aushalten? Wie aushalten, wenn kein Licht am Ende des Tunnels zu sehenb ist.

Wie gut, dass ich mein Hühnchen habe. Es läßt sich nicht beeindrucken und klingelt einfach. Und auf geht's zur nächsten Tropfrunde!

Ein dickes Augenlid

Es ist Samstag Morgen, recht früh ... zumindest für einen Samstag. Draußen startet wieder ein super sonniger Tag und alles ist noch so ruhig draußen, dass ich meine eigenen Gedanken hören kann. Eigentlich nicht so gut, denn meine Gedanken sind heute morgen ..... einfach nur am Boden.

Das Auge ist geschwollen. Nicht so geschwollen, wie es morgens meist ist. Das wäre normal. Nein, Das Oberlid ist geschwollen, als hätte mich ein Insekt gestochen. Ich bekomme das Auge kaum auf und kann ein gerötetes Auge sehen. Das komplette Weiß ist knallrot. Tja, wie bekommt man in so ein Auge nun Tropfen??

Und warum überhaupt??? Einfach alles Scheiße!! Alles dreht, dreht, dreht, dreht sich im Kreis ... und wieder auf Anfang. Es kotzt mich einfach nur an.

Zum xten mal wieder meinen geplanten Tagesablauf bremsen, verändern und durchstarten. Wie ich das hasse!
Ich weiß, wenn ich das mit dem Auge nicht in den nächsten Stunden in den Griff bekomme, werde ich mich zur Uniklinik aufmachen. Und dann? Wieder mal Assistenzärzte, die vielleicht zum ersten mal ein Akanthamöben befallenes Auge sehen, nicht wissen, was zu tun ist und das Licht voll aufdrehen. Und weiter? Vielleicht werden sie meinen Arzt anrufen, vielleicht die Tropfung erhöhen, mich vielleicht da behalten. Der Eimer kann heute morgen gar nicht groß genug sein .... so übel ist mir. 

Nun sitze ich hier, habe mir ein Kühlaku in ein sauberes Geschirrtuch ums Auge gebunden. Kühlen macht es erträglich. Mein kleines Wecker-Hühnchen steht neben mir und ist auf 10 Minuten eingestellt. Atropin ist schon getropft ... nun kommt gleich Brolene. Und dann geht's im 10 Minuten-Takt weiter. Ich gebe mir 2 Stunden ... und dann, naja das Übliche.


Sonntag, 25. Mai 2014

Futter für Amöben

 ... oder wie sag ich's meiner Hornhaut?!


Sonntag Morgen ... draußen ist wirklich noch alles ruhig. Normalerweise tanzt um diese Zeit der Bär hier und es ist quirlig; eben das pralle Leben. Aber Sonntags ... um diese Uhrzeit ... ist es ruhig. 

Mein Auge ist zugekletscht und ich muss nah an den Bildschirm, um mit dem anderen Auge, den Text zu erkennen. Aber ... egal. Es ist ein wunderbar sonniger Tag. Die Sonenbrille auf meinem Kopf, immer griffbereit, wenn mich das Licht durch die Fenster erwischt ... oder ich auf den sonnengefluteten Balkon will. 

Meine Gedanken gehen ein paar Tage zurück. Vorgestern wurde mir bewußt, wie wenig ich noch von dieser Augenkrankheit weiß. Bisher dachte ich, dass die ekelhaften Viecher von Bakterien leben. Und die Medikamente dazu dienen ... sie auszuhungern. Tja, das dachte ich .... und irgendwie hat mich diese Vorstellung auch beruhigt. Somit wäre ich ja nur ihr Gastgeber, stellte die "Wiese" zur Verfügung und eben das kleine Häuschen "Ziste", in dem jedes von ihnen wohnte.

Aber da liege ich wohl total falsch! - Anscheinend bin ich nicht nur Gastgeber, was die Unterkunft angeht ... ich bin auch ihr Futter. Die Viecher fressen an meiner Hornhaut; dem Teil der von mir ist und dem Teil, der transplantiert wurde. Puuuuhhh ... nicht leicht zu verdauen.

Nun drängt sich mir natürlich die Frage auf: "Wozu dienen die Tropfen, die zahllosen Medikamente???" - Ich schluckte Antipilzmedikamente (so richtig teure ... 500 Euro die Packung), ich tropfe Kortison, Antibiotika, antibakterielles Zeug usw. Wozu? Was sollen diese Mittel gegen einen Einzeller ausrichten, der noch dazu mit einem Trichinpanzer ausgerüstet ist?

Wollen die Ärzte ihn nicht aushungern, sondern nur die Nachbarschaft so unfreundlich wie möglich gestalten? Wäre ja auch eine Taktik. Wahrscheinlich denken sich diese Viecher, wenn sie zum Fressen meiner Hornhaut aus ihrem Häuschen kommen .... "Manno .. was ist das hier ungemütlich. Das Futter ist ja wohl schmackhaft, aber die Nachbarschaft so unsauber und verseucht. Hier bleiben wir nicht lange"

Ich weiß ja nicht, wie hoch die Lebenserwartung von Akanth-Dingern ist, aber bisher haben sie 21 Monate durchgehalten. 

Da kann die Nachbarschaft doch nicht so schlecht sein.
Oder sie haben noch keinen Umzugswagen gefunden.

Freitag, 23. Mai 2014

Falsche Wahrnehmung

... die gar nicht falsch war.

   

Mir geht die ganze Zeit der ratlose Blick des Oberarztes durch den Kopf. Natürlich ... die Krankheit ist selten, natürlich .... ich bin die Ausnahme ... aber gibt es denn nur Routineuntersuchungen, die irgendwann mal ein Arzt oder Professor herausgefunden hat. Wo bleibt das Zuhören .... Zuhören, was der Patient selbst beobachtet hat und selbst spürt???

Eigentlich werde ich nach einer Phase der Resignation immer bockig. Ich kenn mich. Dann liege ich im Höchstfall eine Woche am Boden, heul mich aus, schreie, bin verzweifelt ... aber dann, dann stehe ich wieder auf und es geht weiter. 

So ein Gefühl habe ich auch jetzt. Gestern in der Unikliniik war absoluter Mist. Es hat mich nicht weitergebracht und eher noch zu Boden geworfen. Aber heute morgen schon denke ich an das Jahr nach der Diagnose.

Wie oft bin ich als Notfall mit Verwandten, Buss oder Bahn (und das war die Hölle) zur Uniklinik gefahren. Mein Auge brannte wie Feuer und die Lichtempfindlichkeit war so hoch, dass ich trotz Sonnenbrille und Kappe ... ein großes Handtuch über dem Kopf hatte.

In der Klinik dann .... natürlich nach stundenlangem Warten ...... "Nein ... alles ok mit ihrem Auge. Es sieht top aus." ... und ich konnte wieder fahren. In diesem vergangenen Jahr wollte ich mich schon damit abfinden, dass ich eine falsche Wahrnehmung hatte ... zu empfindlich war, aber dem war nicht so.

Am Ende meines letzten Klinikaufenthalts, der schon wieder 12 Tage dauerte ... wollte man mich Freitags entlassen. Gut und schön, war ja auch alles im grünen Bereich. Nur am Donnerstag begann wieder mein Auge zu brennen, die Lichtempfindlichkeit stieg ins Unerträgliche.

Natürlich nutzte ich die Tatsache, dass ich in der Uniklinik war, dazu ... direkt den Oberarzt zu konsultieren. "Nein, nein ... alles in Ordnung, aber der Professor will es sich noch mal anschauen." Vom Professor bekam ich dann dieselbe Diagnose. "Alles ok." - Und mein Auge brannte wie Feuer.

Nun dachte ich wirklich, also irgendwie hat meine Psyche wohl einen Schaden genommen und ich bildete mir das nur ein. nach einer schmerzfhaften Nacht, die ich nur mit einem Kühlkissen überstehen konnte und weil ich ausschließlich auf einer Seite schlief. Natürlich auf der Seite mit dem gesunden Auge. 

Und promt am anderen Tag war das Auge rot, dick angeschwollen und die Lichtempfindlichkeit noch schlimmer. Oberartzt und Professor waren beide überrascht und änderten sofort die Tropfkombination. 

Und es ist nicht zu glauben, aber nach zwei Tagen konnte ich entlassen werden. Das Auge war wieder in Ordnung.


Also doch keine falsche Wahrnehmung. Es ist einfach so, dass ich bereits ein oder zwei Tage vorher merke, wenn es schlechter wird. Und zu diesem Zeitpunkt kann kein Arzt etwas finden. 

Ohne Anweisung oder das dies überhaupt vom Oberarzt oder Professor mit einer Bemerkung gewürdiugt wurde ... erhöhe ich jetzt selbst die Tropfung, sobald ich etwas merke. - Nun ist es Mai .... und bisher habe ich alle Entzündungsspitzen auffangen können, ohne in die Klinik zu müssen.

Es ist einfach so, dass sich die Symthome, die vom Arzt bemerkt werden und meiner eigenen Wahrnehmung verschieben. 
  • Viel früher bemerke ich, wenn eine Entzündung im Anmarsch ist. - Der Arzt stellt nichts fest.
  • Die Entzündung bricht erkennbar für andere aus. (rotes, leicht geschwollenes Auge) - Arzt stellt Entzündung fest und erhöht die Tropfung.
  • Meine Beschwerden klingen ab ... aber das Auge ist noch rot und leicht geschwollen. Für mich ist es überstanden. Lichtempfindlichkeit geht zurück, Brennen lässt nach. - Arzt erkennt immer noch Symthome einer Entzündung. 
Seit ich das so für mich (anscheinend interessiert es Ärzte nicht so richtig) festgestellt habe, steigere ich die Tropfung sofort, wenn ich etwas an dem Auge spüre, obwohl noch keiner und auch keine Ärzte etwas bemerken.

Ich glaube, damit habe ich es geschafft ... seit Februar bis jetzt ... nicht mehr als Notfall in die Klinik zu kommen.

Und das ist doch auch schon ein Erfolg.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Untersuchungstermin

Ein Tag, an dem ich sehr dünnhäutig werde.



Heute hatte ich einen Untersuchungstermin in der Uniklinik. Schon seit 6 Wochen geplant und mal wieder Routine.

Wie immer waren die Flure übervoll. Menschen nahmen jeden verfügbaren Stuhl ein, Menschen standen angelehnt an Wänden, Menschen setzten sich sogar auf die Treppen angrenzender Flure. Also ein ganz normaler Besuch in der Uniklinik. 

Mein Termin war um 09.30 Uhr und ich war wie immer pünktlich. 

Doch bevor ich an die Reihe kam ... vergingen 4 Stunden mit Warten. Und diese Stunden haben mich heute richtig fertig gemacht. An jedem anderen 
Tag kann ich den Zustand meines Auges mittlerweile wegdrängen; kann es überarbeiten (tolles Wort) ... nur heute nicht.

Vor einer Untersuchung ...  erst durch die Assistenzärzte und danach durch den Oberarzt ... muss man in ein Schwesternzimmer (nach 2 Stunden Wartezeit), um den Augendruck testen zu lassen und einen Sehtest durchzuführen.

Heute war ich einfach zu dünnheutig, um den gereizten Schwestern (die sind im übrigen ... IMMER gereizt) zu erklären, dass ein Sehtest nichts bringt bei so ... 5% Sehkraft. Augendruck würde auch nicht klappen bei mir, da ich einfach zu empfindlich auf diesem Auge reagiere.  Um den Schwestern das alles zum xten mal zu erklären, war ich wiegesagt heute einfach zu dünnheutig. 

Bei der kleinsten Bemerkung ... und ich war mir sicher ... solch eine würde kommen, wäre ich ausgerastet. Und das wollte ich weder ihnen noch mir antun. So übernahm meine Tochter das. Sie besitzt die Ruhe und Diplomatie, die ich heute nicht besessen hätte.

Mir begannen stattdessen die Tränen zu fließen, weil ich einfach am Boden war. Das wird nie ein Ende haben. Das wird nie wieder etwas mit dem Auge ... und die vergangenen 21 Monate schossen mir in Bildern im Kopf hin und her.... und so liefen die Tränen unter der Sonnenbrille über meine Wangen ... und es war mir total egal. 

Nach 4 Stunden im überfüllten Flur untersuchte mich der Oberarzt und meinte .... "Die Hornhaut sieht aber gut aus. Und die Pupillenöffnung haben sie mit den Medikamenten sehr gut eingestellt."  Es war ihm ein Rätsel, woher meine Beschwerden kommen könnten. Nun musste ich ihm so gut es ging, meine "Schmerzen" beschreiben. Nicht so einfach ... Druckgefühl im hinteren Auge, Druckgefühl im oberen Teil des Auges und ein Brennen des kompletten vorderen Teils des Auges. - Tja und nun? .... Irgendwie süß, in die ratlosen Augen eines Arztes zu schauen. So sagte er auch ..."Ich nehme an, dass sind Nervenschmerzen" ... tja, was sollen es sonst auch sein? - 

Meine Tochter frug dann auch noch ... "Hatten Sie schon mal einen Patienten, bei dem es so lange gedauert hat?" ...zögerliches Nicken .... "Und wissen Sie von einem Fall, bei dem es überhaupt nicht mehr in den Griff zu bekommen war?" - Nein, dass war ihm völlig unbekannt. Soweit er wusste, waren die Viecher irgendwann immer weggegangen ... oder ausgerottet ... oder was auch immer. 

Wie sagte meine Tochter noch so schön ... "Sie ist die Ausnahme von Millionen Kontaktlinsenträgern, die keine Akantamöbenkeratitis bekommen. Sie ist die Ausnahme, bei der die Hornhaut transplantiert wurde, obwohl das Auge noch entzündet und die Viecher nicht ausgerottet waren. Sie ist die Ausnahme, dass das nicht geklappt hat und die Amöben die neue Hornhaut befallen haben. Machen wir uns gefasst auf weitere Ausnahmen!!

Wahrscheinlich werde ich auch die Ausnahme sein, im Bezug auf eine Vernichtung der Viecher.

Ich sehe meine Akanthamöben schon beim Meldeamt stehen, um mein Auge als ihren Dauerwohnsitz anzugeben. 

Aber dann brauche ich bestimmt rosa Pillen!!!



Dienstag, 20. Mai 2014

Assistenzärzte

 ... die Ehrlichkeit in Person.



Vielleicht hätte ich in den vergangenen Monaten ein Behandlungstagebuch schreiben sollen. Aber ich habe es nicht getan.  Nach jedem Aufenthalt, nach jedem Notfall, den ich in der Klinik verbrachte, hoffte ich ... nun wird alles gut. 

Jetzt muss alles gut werden! Wie soll es sonst weitergehen?! Nicht einen Satz, nicht eine Minute wollte ich diesem Auge schenken. Ich wollte nur mein Leben zurück.

Heute denke ich an die vielen, vielen Besuche in der Uniklinik und wie ich langsam begriff, dass man mir bei jeder Untersuchung, bei jedem Aufenthalt nie die ganze Wahrheit über den Zustand gesagt hat.

Erst immer bei der nächsten Untersuchung, meist einer Nachuntersuchung, wenn sich das Auge beruhigt hatte, hörte ich so zwischen den Zeilen, wie der Zustand meines Auges beim vorherigen Besuch war. 

Da tauchten Sätze auf, wie ... Na super, sieht ja gar nicht mehr so katastrophal aus, wie beim letzten Besuch .... oder ich erfuhr, dass beim letzten Notfall, der OP bereits vorbereitet war ... für alle Fälle sozusagen.

Natürlich kann ich verstehen, dass man einen Patienten nicht beunruhigen will, wenn er mit Schmerzen vor einem auf dem Untersuchungsstuhl sitzt und das Licht kaum ertragen kann. Ich kann eigentlich ziemlich alles verstehen, nachvollziehen, warum die Ärzte so handeln, wie sie handeln ... nur ich bin der Patient und mich kann ich nun ganz besonders gut verstehen.
Das eine oder andere hätte man mir ruhig sagen können.

Ich muss lächeln, wenn ich an die zwei Assistensärzte denke, die mich bei einer Routineuntersuchung betreuten, bevor der Oberarzt sich mein Auge ansah.

Ich sag' es einfach mal so schlaksig ... keine Ahnung, was die beiden genommen hatten, aber ihre gute Laune war ansteckend.

Auf meine Frage, ob es schlimm wäre, wenn ich das Tropfen mal vergesse würde, meinte einer von beiden:

" Och, nö, ist es nicht. Wenn noch Bakterien drin sind, dann sind die mittlerweile sowieso resistent gegen die Tropfen." ........  Aaaahaaa

"Und woher kommt im Moment wieder so ein Entzündungschub? Was kann es ausgelöst haben?"

"Ach, wissen sie ... von 97% der Patienten, die da draußen warten, können wir ihnen die Ursache nicht sagen. Und bei ihnen eben auch nicht." Und sein Grinsen ging von einem Mundwinkel bis zum anderen. 

Wiegesagt .... keine Ahnung, was er eingeschmissen hatte, aber beim nächsten mal frage ich ihn danach und tausche Tropfen gegen kleine rosa Pillen.



Montag, 19. Mai 2014

Einen Sonnentag geschafft

... und sogar genossen.


Gestern hätte ich abends im Flur brüllen können .... ja, ja, ja geschafft.

Der Tag, vor dem ich mich so gegraut hatte und an dem ich nur wegen dem Besuch vor die Tür ging, hatte ich geschafft ... und er nicht mich!

Die Fahrt im Bus, der Spaziergang am Fluss und die Pause im Cafe .... trotz strahlendem Sonnenschein, alles im Schatten und alles gut hinter mich gebracht. Natürlich tränte das Auge an einem Stück, aber so seltsam es klingen mag, Gespräche, nette Begegnungen ... all das lenkten mich so von diesem dämlichen Auge ab, dass ich es richtig gut hinter mich gebracht habe. 

Nur das Tropfen kam etwas zu kurz. Aber, wenn man es schafft, das Auge auszublenden,  dann vergisst man auch das Tropfen. Es hat ihm nicht geschadet. Keine übermäßigen Schmerzen, keine feuerrote Farbe. 

Jetzt, wo ich hier sitze und schreibe, kommt mir natürlich mein Auge wieder in den Sinn. Und heute ... ich schwöre ... habe ich brave getropft. Nur so überzeugt bin ich nicht mehr davon, dass es überhaupt noch besser wird. -  Vielleicht sollte ich es doch mal wagen, den Arzt zu fragen, was wäre wenn ...

Ach, sicherlich zückt er dann den Bestellblock ... und fragt mich nach der gewünschten Augenfarbe.

Sonntag, 18. Mai 2014

Augen zu und durch ...

Es ist der erste richtige Sommertag im Mai. Für heute sind 22 Grad und strahlender Sonnenschein angesagt und ich bekomme Besuch. 

Eigentlich liebe ich es, Besuch zu bekommen, nur heute nicht. Gleich werde ich zum Bahnhof fahren, um meinen Besuch abzuholen und wir werden die Stadt erkunden. 

Jetzt schon bekomme ich Panikattacken, wenn ich dran denke. Meinem Auge gehts heute richtig, aber so richtig sch.....

Aber schon wieder absagen, wegen meinem Auge? Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich tropfe gleich einfach richtig viel von Antropin (öffnet die Pupille und verhindert ein Zusammenziehen, wenn ich Sonne erwische) und dann m u s s das geh'n.

Mir graut vor dem Tag, der gerade angefangen hat und ich weiß wirklich nicht, wie er wird. Augen zu und einfach durch.

 

Samstag, 17. Mai 2014

Immer wieder aufstehen ....

Es wäre einfach toll, hier auch mal positive Sachen zu schreiben. Aber die wenigen, die es gibt, werden von den schlechten Tagen erdrückt. 

Ich habe dann auch keine Lust, mich hinzusetzen, um zu suchen, was gerade gut ist, an dem Tag. Sondern genieße einfach einen fast normalen Alltag.

Schmerzfrei zu sein, das Auge öffnen können, nicht vor strahlender Sonne zusammenzucken ... ja das sind so die kleinen Highlights meiner guten Tage.

Und heute ... tja, heute ... ist kein guter Tag. Sollte ich mich bescheiden und einfach denken:" Sei froh, dass das Auge noch da ist." - Nein, heute schaffe ich das nicht. 

Schaffe es nicht über mich, mein doofes Auge und das ganze drumrum Witze zu machen. Wie ein Vampier schleiche ich durch die Wohnung und bin natürlich auf der Schattenseite.

Obwohl ich den Balkon auf der Sonnenseite liebe. Ich mag es, wenn ich von dort die Sonne aufgehen sehe, wenn sie über den Himmel wandert und meine Blumen sprießen läßt. Wie so oft an solchen Tagen, sitze ich in der letzten verbleibenen Schattenecke des Balkons, mit Sonnenbrille und zugekniffenem Auge, das mal wieder tränt, als ob ich eingebaute Wassertanks habe.

Mein Auge brennt. So richtig Schmerzen habe ich seit der OP nicht mehr. Und auch das ist ein großer Vorteil. Obwohl diese bescheuerten Viecher wieder da sind ... ist das Brennen auszuhalten. Schmerzen nenne ich das nicht, denn ich glaube, wer einmal diese Schmerzen vor der OP mitgemacht hat, kann das jetzige Brennen nicht mehr als Schmerz bezeichnen.

Obwohl es noch Vormittag ist, bin ich müde ... einfach müde, weil ich meine Pläne, stinknormale Alltagspläne mal wieder umwerfen und ändern muss. Ich hasse das; ich hasse das einfach so dermaßen, dass ich mich am Liebsten wieder ins Bett hauen würde ... und denken:"Dann kann ich den ganzen Tag doch in die Tonne hauen". Aber nein, hinfallen darf, weinen darf auch und sogar laut brüllen darf... aber liegen bleiben? Nein ... das darf nicht.


Sonntag, 11. Mai 2014

Langsamkeit ...

 ... das bin nicht ich.


An die Langsamkeit kann ich mich einfach nicht gewöhnen. 2012 ungefähr 2 Monate nach der Diagnose und ungefähr 3 Monate nach dem ersten Auftreten von Symptomen und meiner "Einäugigkeit" konnte ich nicht mehr perspektivisch sehen. 

Soweit so gut, dachte ich damals auch. Was soll's?! Du kannst ja immer noch mit dem gesunden Auge sehen, klar und deutlich. Und doch, das Auto fahren hatte ich damals bereits eingestellt. Immer wurde ich durch Kleinigkeiten geblendet und es war mir einfach zu gefährlich, vielleicht mal etwas auf der Straße zu übersehen. 

Nun gut ... jetzt bin ich seit fast zwei Jahre wieder aktiver Bus- , Taxi- und Bahnbenutzer. Alles geht. Es ist nur eine Sache der Zeit und Organisation. Und glücklicherweise hat mein Kopf ja nicht unter der Keratitis gelitten.

Aber dennoch, manchmal macht mir die Langsamkeit, mit der ich Sachen erledige, keinen Spass mehr. 

Vor der Keratitis ... zwei, drei Sachen gleichzeitig erledigen ... schnell mal die Treppe rauf und auch wieder runter. Das Normalste der Welt für mich.

Ganz am Anfang, als es mal wieder keinen Entzündungsschub gab und die Schmerzen erträglich waren, habe ich probiert, einfach in dem alten Tempo weiterzumachen. Ergebniss: Das geht einfach nicht, mit nur einem Auge, das funktioniert!!! 

Ich fiel die Treppe runter, weil ich die Tiefe der letzten Stufen nicht erkannte und es für mich wirkte, als wäre da schon der Fußboden. Ich goss Flüssigkeiten daneben; statt in die Tasse ... kurz davor auf den Tisch. Ich rempelte Leute an, weil ich sie nicht sah. Ich entschuldigte mich bei Laternenpfählen, weil ich glaubte, wieder mal eine Person mit der Schulter erwischt zu haben. Ich stolperte, weil ich kleine Kanten und Unebenheiten als solche einfach nicht mehr sah. Ich ließ Dinge fallen, obwohl ich sie im Regal abstellen wollte. sie landeten kurz vor dem Regal. 

Es war einfach nicht mehr möglich, mein Leben schnell wieder aufzunehmen.

Drum gehört die Langsamkeit nun seit fast zwei Jahren zu meinem Leben. 
Ich mag sie nicht, überhaupt nicht. 

Aber schließlich gibt es ein neues Genick 
noch nicht zu kaufen ... oder doch?!

Freitag, 9. Mai 2014

Im freien Fall

Der Himmel ist bedeckt. Es ist ein grauer Tag. Und ich bin froh, dass ich heute etwas Zeit habe. Es gibt keinen Termin, der den nächsten hetzt und vor allem bin ich froh, dass der Himmel bedeckt ist. 

In der vergangenen Woche gab es beruflich viel zu erledigen. Und irgendwie habe ich es geschafft, die letzten zwei Tage meine ganze Aufmerksamkeit nicht auf meine Auge zu richten, sondern auf meine Arbeit. - Ja, dem Auge ging es in den letzten Tagen richtig gut. - Leider ging es gestern wieder los. "Warum tränt ihr Auge so?" ... und schwubs, waren die Gedanken wieder da, wo ich sie nicht haben will. 

Manchmal fühle ich mich, als ob ich mich im freien Fall befinde und dennoch ganz cool, ganz ruhig wirken muss. 

In meinem Beruf muss ich ruhig sein, muss ich cool wirken, ansonsten könnte ich mich auch verkriechen und nichts tun, dann hätte alles keinen Sinn. 
  
Und wieder schießt mir diesen bescheuerten Satz in den Kopf... 
Es ist so schwer!! Im freien Fall ... die innere Panik auszubremsen. Im freien Fall ... die immer wieder aufkommende Angst zu verdrängen. Im freien Fall ... mir zu sagen, alles wird gut Es kotzt mich einfach an; alles einfach alles. Und ich weiß nicht, wie ich es ändern soll. 

Es gibt einen wunderbaren Spruch, der zu mir passt und beschreibt, wie ich Situationen angehe. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. 

In diesem Marathon läuft es aber nicht so. Gefahr erkannt, .... und nun, wie banne ich sie? - Es ist wie eine Endlosschleife und alle anderen stehen hilflos am Rand und schauen zu. 

Ich glaube, heute bestelle ich mir ein neues Auge.

 

Samstag, 3. Mai 2014

Tage wie dieser


Seit Tagen geht es mit dem Auge nicht gut. Es gibt nur Entzündungsspitzen und ein leichtes Abklingen. So richtig bekomme ich das einfach nicht in den Griff. 

Heute morgen schreibe ich, um Ablenkung vom Brennen und den Schmerzen zu haben. Gebeugt über der Tastatur, tropft mein Auge. Und ich muss aufpassen, dass die Tastatur nicht nass wird. Es ist eine Quälerei. 

Draußen beginnt ein wunderbarer Tag; der 03. Mai und so sonnig und angenehm warm. Eigentlich wollte ich heute so viel erledigen und dann auch noch Blumen eintopfen. Aber ... Marsch zurück. 

Ob ich das schaffe, bei diesem Licht? - Denke nur an heute, nicht an morgen ... nur an heute, wie du den Tag schaffen kannst und dennoch etwas erledigt bekommst. Verkriechen gibt es nicht!!!!!

Das kostet soviel Kraft. Sich jeden Tag wieder aufzuraffen, sich zu motivieren, um zu arbeiten ... und dann auch noch, an Tagen wie heute ... Vollbremsung und sich für etwas anderes entscheiden. 

Das kotzt mich einfach nur an. Ich tropfe, tropfe und tropfe .... und? Schon wieder ein Tag, der umgestaltet werden muss. Mein normales Leben ist schon nicht ganz einfach, aber so, wie es jetzt läuft, raubt es mir die letzte Kraft. Tage, wie heute bringen mich an meine Grenzen.

BROLENE ist ganz besonders wichtig, an Tagen wie diesem ... nur frisst es heute mein Auge auf. Ich könnte schreien, so schmerzen die Tropfen. Keine Ahnung warum es so schmerzt, aber ich muss weiter tropfen. 

Gestern dachte ich noch, wenn ich irgendwann diesen Text mal lese, wird mir sicherlich in den Sinn kommen. - So langsam kann ich dieses Gejammer nicht mehr hören. Bestimmt, werde ich das denken. Ich hoffe aber auch, dass ich von kleinen Fortschritten lese und dass irgendwann alles wieder gut ist. 

Es mag sich verrückt anhören, aber manchmal stelle ich mir schon vor, wie es wäre, wenn ich das Auge nicht mehr hätte. Wäre es nicht leichter? Könnte ich dann nicht endlich anfangen, mich an ein einäugiges Leben zu gewöhnen? Könnte ich dann nicht endlich wieder, solche sonnigen Tage wie heute .... unbeschwert genießen?

An Tagen wie diesem ... gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf, wie es besser sein könnte ... und würde ... und wäre. 

Aber es ist nun mal nicht so und du mußt dadurch ... egal wie und egal wie lange. 

Aber kotzen darf ich unterwegs schon mal ... oder?

Freitag, 2. Mai 2014

Augenklappe ein absolutes No-Go

Die Osterferien liegen hinter mir und auch der 1. Mai ... Wunderbar sonnige Tage für andere ... und für mich? ... für mich war es mal wieder die Hölle. Beruflich hatte ich viel zu tun und musste jeden Tag das Haus verlassen. Ob ich wollte oder nicht, ob mein Auge mich wahnsinnig machte oder es nur tränte. Ich musste raus. - Irgendwie hat auch alles geklappt. Die Fahrt mit dem Bus, die Arbeit  und sogar Einkäufe. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne meine Sonnenbrille machen sollte? Zwar schauen die Leute, gerade wenn  ich im Supermarkt die Sonnenbrille auf habe, komisch... aber wen interessierts?! - Mit Sonnenbrille ist alles einfach erträglicher. Drunter trage ich meine Brille, obwohl ich ja nur noch auf einem Auge was sehen kann. Aber dieses eine Auge braucht eben eine Brille. Und wenn es zu hell wird, eben auch noch eine Sonnenbrille drüber. 

Viele fragen mich, warum trägst Du denn keine Augenklappe, dann ist das kranke Auge vor Sonne geschützt? - Ja, warum nicht? - Aus zwei guten Gründen, denn eigentlich würde ich es sehr gerne machen, wenn es eine Lösung wäre. Ganz schick mit Steinchen würde ich mir die Klappe gestalten. Aber sie bringt nichts ... absolut nichts. Ganz im Gegenteil sogar. Die Augen funktionieren synchron, dass bedeutet, wenn es mal wieder ganz hart kommt und das Auge sehr lichtempfindlich wird, wird es das andere Auge auch und alle Reaktionen, Bewegungen usw. des gesunden Auges, macht das kranke auch mit ... ob es abgedeckt ist, oder nicht. Viele haben nicht verstanden, warum mein krankes Auge schmerzt, wenn Licht in das gesunde kommt .... es ist das Zusammenziehen der Pupille ... das macht das kranke Auge mit, obwohl es vor Licht geschützt ist. Das Einzige das hilft, ist ..... ATROPIN ... Augentropfen, die die Pupille erweitern und sozusagen lähmen. Das wird normalerweise bei Augenuntersuchungen benutzt, damit der Arzt sich den Augenhintergrund anschauen kann. Für mich ist es .... wenn's wieder losgeht .... ein Medikament, dass ich am Liebsten in mein Auge schütten würde, damit die Pupille nicht reagiert. 

Ein zweiter Grund dafür ist, keine Augenklappe zu benutzen. Unter der Augenklappe wäre es schön warm und feucht ... also ein Ideal für Bakterien, um zu wachsen, sich zu vermehren und was sonst noch Bakterien so machen. - Und gerade sie sind ja das Futter für meine kleinen, hungrigen Amöben. Mit all meinen Medikamenten sollen Bakterien und Pilze vernichtet werden, um die Amöben auszuhungern. - Also Augenklappe ein absolutes NO-GO.