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Dienstag, 29. Juli 2014

Ganz unten

Traum wird Leben


Der Tag beginnt diesig hell. Jeder andere ist sicherlich enttäuscht, dass er nicht so sonnig startet, wie die anderen. Ich aber ... finde ihn immer noch zu hell. Mein Auge ist geschlossen. Es tränt und meine Wange ist feucht. Schon lange nicht mehr stört es mich, dass die Tränen überall hintropfen und manchmal mein ganzer Arm nass ist. Warum auch?!

Der erste Griff heute morgen war zu den Schmerztabletten. Und so langsam geht es besser. Ich warte immer noch ab, bevor ich mit dem Tropfen anfange. Anders würde ich gar nicht das Auge öffnen können. 

So sitze ich nun hier, mit geschlossenen Augen. Trinke ab und zu einen Schluck von meinem Kaffee und bin ansonsten allein in mir. Ich weiß, dass es nicht gut ist, so allein mit seinen Gedanken zu sein. Gleichzeitig beobachte ich mich aber selbst, wie es mich verändert. Ich schlafe viel ... oder ist es nicht viel? 

In der Nacht bekomme ich im Moment nur 6 Stunden Schlaf, weil mich die Schmerzen wecken. So um die Mittagszeit lege ich mich dann noch einmal hin, um für 1 1/2 Stunden zu schlafen. Aber es werden manchmal sogar 3 Stunden. Und dann ... dann will ich gar nicht aufstehen, weil ich so schön geträumt habe. 

Seit der letzten Woche träume ich viel und behalte sie auch. In diesen Träumen lebe ich wieder, fahre U-Bahn in irgendeiner Stadt; bin aktiv voller Pläne, die ich umsetze. Wie kann eine Krankheit den Menschen doch verändern?! Nein, die Krankheit verändert mich

Im Moment habe ich wirklich das Gefühl, ich mache es den Amöben gleich, wenn sie in Gefahr sind. Sie fallen in einen Winterschlaf. Ja, so ungefähr fühle ich mich auch. Zeit scheint völlig unwichtig zu werden. Wie Perlen reihen sich die Stunden, die Tage, die Wochen auf. Jede gleicht der anderen und eine Veränderung ist nicht in Sicht. 

Mir scheint, als hätte ich mein Leben in die Träume verlagert. Letzte Nacht war ich richtig aktiv. Habe Räume geputzt und für eine Fortbildung vorbereitet. Nur ... gab ich diese nicht ... sondern war lediglich die Putzfrau. In meinem Kopf war nur der Gedanke:"Ich muss es schaffen." - Schaffen, dass ich wieder diese Fortbildung gebe und nicht sozusagen die Laiendarstellerin am Rande bin. In meinem Traum war alles hell und ich wieder schnell ... natürlich meine ich, mein altes Tempo. Und kein Gedanke an irgendeine Krankheit. Da war nur ich, die Aufgabe und die hellen, freundlichen Räume. 

Ja, ich glaube ... im Moment bin ich ganz unten, was meine Psyche betrifft. 

In meinen Träumen lebe ich, bin aktiv und nehme mein reales, waches Leben als Traum wahr. 

Und hier und jetzt, ist wie eine Endlosschleife von Warten und Aushalten. 

Alles hat seinen Sinn. Davon bin ich fest überzeugt. Leider wird der Sinn einem erst bewusst, wenn man es überstanden hat und dann zurückschaut.

Von diesem Punkt aber bin ich ... so habe ich das Gefühl ... noch eine Ewigkeit entfernt.

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