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Sonntag, 10. August 2014

Jeder Tag ist anders

Und schon wieder ein strahlend sonniger Morgen. Es ist etwas windig  und mein großer Sonnenschirm knarrt und knackt in seiner Verankerung. Soll ich ihn zusammenklappen und diesen sonnigen Platz dann den Tag über meiden? 

Mein Auge schmerzt da wo die obere Lidfalte ist. Die Lichtempfindlichkeit ist wieder schlimm. Der Trigeminusnerv muss gereizt sein, denn auch meine Nase und der Knochen oberhalb des Auges schmerzt. Es kotzt mich einfach so an, wenn ich mit meiner "Achterbahn" wieder mal auf einer Schussfahrt nach unten bin. 

im Moment geht gar nichts!! - Aber meine innere Stimme versucht mich zu beruhigen:"Hör mal, dass hattest Du schon öfter, dass es morgens sehr schlimm war und es sich dann normalisierte." Klar hatte ich das schon. Aber ich darf doch wohl mal sagen, wie sehr mich das ankotzt?! - Ich tropfe und creme jeden Tag, trinke diesen furchtbaren Tee, lasse mir Nadeln in die Füße bis in den Kopf stechen. Da darf ich doch etwas hoffen ... oder nicht?

Und wenn dann ein Morgen so startet, wie dieser, möchte ich mich nur in die Ecke stellen, schreien, weinen und mich einfach verkriechen. 

Gerade saß mein Sohn mit mir auf dem Balkon und er frug, wie es mir geht. - Als er hörte, dass ich mit geschlossenen Augen unter der Sonnenbrille neben ihm saß meinte er nur, "Warum gehst Du dann nicht in die schattige Wohnung?" - "Ganz einfach ... weil ich der Angst vor Licht einfach keinen Zentimeter Raum geben will."

In der letzten Woche war es für mich schon schwer, aus der Wohnung zu gehen, Bus zu fahren und meine Arbeit wieder zu beginnen. ... aber das habe ich ihm nicht gesagt. Das ist neben der Sorge um mein Auge die größte Angst. Dass ich es vielleicht irgendwann nicht mehr schaffe, aus der Wohnung zu kommen. Nicht weil ich es körperlich nicht schaffe ... sondern weil mich die Angst vor Licht in ihren Klauen hat. 

Es hilft mir, ein wenig Normalität in mein Leben zu lassen; den Müll runterzubringen, auf dem Balkon zu rauchen, die Küche aufzuräumen ... und und und. Es hilft einfach.

Manchmal, gerade in letzter Zeit, komm ich mir vor, als wäre ich Zaungast meines eigenen Lebens. Dieses Zuschauen, dieses Warten auf Besserung, der Anlauf, wieder ins Leben zu starten und das Scheitern zum x-ten mal... kostet so viel Kraft. 

Und noch größere Kraft kostet das Wiederaufstehen. - Aber liegen bleiben kommt nicht in Frage!!!

Die Schmerzmittel helfen. Gott sei dank. Das Tränen ist weniger geworden. Der schreckliche Tee steht vor mir und ich kann jetzt auch wieder mit dem Tropfen starten. 

Auf geht's. Wie rufen die Karusellbesitzer auf der Kirmes immer:"Kommen sie, kommen sie. Neue Fahrt, neues Glück."

Dann werde ich mal wieder einsteigen und auf mein Glück hoffen. 


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