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Freitag, 12. September 2014

Jahrestag

Mir und meinem Auge geht es etwas besser


Ein strahlend sonniger Tag beginnt. Mit Sonnenbrille, Handtuch über dem Kopf und geschlossenen Augen traue ich mich auf meinen Lieblingsbalkon. Obwohl ... wie fast immer ... der Sonnenschirm aufgespannt ist, blenden mich die weißen Wände, die alles Licht reflektieren. Aber dennoch kann ich dort mein langsames Wachwerden  genießen. Selbstverständlich ist die Lichtempfindlichkeit noch da und das Auge tränt auch ... aber ich habe noch keine Schmerzen. Ich bilde mir sogar ein, dass es wenige tränt. Aber was bildet man sich nicht alles ein, wenn man es wirklich will. 

Ich bin froh, das der gestrige Tag vorbei ist. Ohne Schmerzmittelcocktail ging gar nichts. Und obwohl ich vormittags noch außer Haus war, um die Heilpraktikerin zu besuchen, schaffte ich es nicht, wichtige Post nachmittags zum Briefkasten zu bringen. So wichtig war sie dann wohl doch nicht. 

Heute Morgen geht es mir besser; meinem Auge und auch meiner Psyche.. Aber ich bin ja jetzt auch noch in meiner gewohnten Umgebung, der abgedunkelten Wohnung. Fühle mich hier auch sicher. Erst heute Nachmittag habe ich einen außer Haus Termin. Mir graut schon jetzt davor und das schlimme ist, das darf ich nicht zeigen. Muss ... locker, flockig drauf sein. Puuuuhh .... also ohne Cocktail ist das nicht drin. 

Mein grässlicher Tee steht vor mir, von dem ich heute morgen schon eine Tasse getrunken habe. Mittlerweile schmecke ich aber gar nicht mehr, wie furchtbar er ist. Ich trinke ihn einfach. Punkt!!

Die letzten Tage hat sich ein wenig Schluderei bei mir eingestellt. Morgens, so als Morgenmuffel, kochte ich keinen frischen Tee mehr, sondern trank den letzten vom Vortag aus der Thermokanne. Erst am Mittag kochte ich dann frischen. So geht das ja gar nicht! Darum ab heute wieder .... kaum ein Auge auf ... frischen Tee kochen. 

Gerade habe ich es mal gewagt, mir mein Auge anzuschauen. Das Weiße ist leicht rosa und die Pupille richtig weiß. Nun können andere auch sehen, dass ich im Moment auf dem Auge blind bin. Wenn sie es überhaupt zu sehen bekommen. Schließlich habe ich ja nur das gesunde immer geöffnet und das andere halte ich geschlossen. 

Früher hätte ich mir nie vorstellen können, dass man ohne Anstrengung nur ein Auge geschlossen hält. Aber es geht. Mittlerweile merke ich gar nicht mehr, wenn ich nur ein Auge offen habe. Das ist auch mein kleinstes Problem.

So langsam entspanne ich und auch die Lichtempfindlichkeit geht zurück. Noch drei Stunden bis zum Termin. Es geht doch nichts über einen gescheiten Schmerzmittelcocktail. Außer vielleicht die super Betäubungstropfen in der Uniklinik. Die sind einfach unschlagbar!!!

Übrigens heute habe ich und mein Auge unseren Jahrestag. Exakt zwei Jahre ist es her, dass ich mit dick angeschwollenem Auge und Wange mehr aus Zufall in der Uniklinik landete und ich sofort für 12 Tage stationär aufgenommen wurde. Es ist der Jahrestag meiner Diagnose und es ist der Jahrestag vom Beginn zweier quälender Jahre. 

Ich muss seufzen und denke:"Irgendwann wird es auch einen anderen Jahrestag geben, den ich dann sicherlich auch feiern werde."



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