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Mittwoch, 17. September 2014

Noch ein wenig besser

Ein neuer Tag beginnt und wie kann es anders sein?! - Es ist mein strahlend, sonniger Morgen, der einen einen wohl noch sonnigeren Tag ankündigt. Also absolut nichts für mich. Leider!! - Obwohl ich gestern mal wieder erst kurz vor 2 Uhr ins Bett gegangen bin, stand ich heute schon um 08.30 Uhr auf. Ich hoffe, mein zeitlich verschobener Rhythmus ist somit durchbrochen und ich werde heute Abend wieder früher ins Bett gehen. 

Eigentlich ist das eine Kleinigkeit, aber mir ist eine Tagesstruktur sehr wichtig. Ansonsten habe ich das Gefühl, ganz langsam in einen Abgrund von Dahinvegetieren und Gleichgültigkeit zu rutschen. Und das möchte ich einfach verhindern. 

Gestern ebenso wie heute half mein Schmerzmittelcocktail recht schnell und ich stellte wieder mal fest. Sobald die Schmerzen verschwunden und die Lichtempfindlichkeit einigermaßen erträglich ist, ist auch mein Tatendrang wieder da, meine Kreativität meine Ideen. Erst in den letzten Tagen ist mir das aufgefallen. 

Das Kreativität mit Emotionen zusammenhängt, war mir schon lange klar. Aber dieser Zusammenhang von Schmerz nachlassen und Kreativität ist mir neu.

Gerade muss ich wieder an Matisse denken. Wie hat er es hinbekommen? Hatte er Schmerzen, war verzweifelt? War er in diesen Phasen kreativ oder in den Schmerz- und Beschwerdefreien Zeit? 

Wenn die Schmerzen da sind, habe ich das Gefühl von ihnen überrollt zu werden. Mitgerissen zu werden in einem Strudel von Schmerzen, Hoffnungslosigkeit und Apathie. - Nur Wut kann mich daraus befreien. 

Ich glaube, Wut ist einfach eine Emotion, die stärker ist, als alle anderen Emotionen und nicht zulässt, dass irgendeine andere Emotion neben ihr Platz hat.

Aber wütend war ich schon länger nicht mehr; eher nachdenklich, abwartend und beobachtend. Ich atme tief durch und ja, es geht mir besser; besser als vor dem Schmerzcocktail, besser als gestern. Ist es immer noch die bakterielle Infektion, die der Oberarzt in der Uniklinik vor zwei Monaten feststellte? - Dauert es so lange, bevor sie eingedämmt ist und verschwindet? Anscheinend ja. 

Das Leben meint wohl, ich habe Zeit genug. Ganz am Anfang von AK haderte ich mit jedem Tag, den ich mich vor dem Sonnenlicht verstecken musste oder mich vor Schmerzen im Bett hin- und herwarf. Ich haderte mit diesen verlorenen Tagen, Wochen, Monaten. 

Glücklicherweise ist dieses Gefühl verschwunden. Kein Hadern mehr. Ein geduldiges Abwarten (obwohl mir Geduld eigentlich überhaupt nicht liegt) und das Genießen von Tagen, an denen ich arbeiten kann; an denen ich spühre, wie meine Fantasie, Kreativität und die Lust etwas zu gestalten, zurückkehrt.
 
Genauso seht mein Leben im Moment aus. Die Krankheit hat mich veränder und tut es noch. Aber die Substanz meines Lebens, das künstlerische Schaffen hat sie nicht angetastet. Ganz im Gegenteil. Nie zuvor habe ich so intensiv gespürt, dass Kunst mein Weg ist. 

Resümee: 

Die Krankheit verändert mich. Die scharfen Kanten meines Charakters werden abgeschliffen. Meine Passion wird verstärkt.  

 


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